Bischöfe protestieren gegen Aus für Feiertage auf La Reunion
KNA 18.02.2015
Paris/Saint-Denis (KNA) Frankreichs Bischofskonferenz protestiert gegen Pläne zur Streichung christlicher Feiertage im Überseeterritorium La Reunion. Es handele sich um eine "harte Attacke auf die katholische Religion", zitiert die Zeitung "La Croix" (Onlineausgabe Dienstag) Bischofskonferenz-Sprecher Olivier Ribadeau-Dumas.
Das Parlament des zur EU gehörenden Insel-Departements in Ostafrika hatte am Wochenende in erster Lesung für einen Zusatz zum derzeit in der Nationalversammlung diskutierten sogenannten Macron-Gesetz gestimmt, das die französische Wirtschaft ankurbeln soll und unter anderem auch Arbeitsbestimmungen für Sonn- und Feiertage enthält. Der Zusatz stellt für La Reunion insgesamt sieben bisherige Feiertage zur Disposition, um sie potenziell zugunsten arbeitsfreier Feste anderer Religionen zu streichen. Die vier staatlichen französischen Feiertage bleiben unangetastet.
La Reunion gehört als Übersee-Departement zu Frankreich. Auf der kleinen, bis zum 17. Jahrhundert unbewohnten Insel im Indischen Ozean sind durch Sklaverei und Arbeitsmigration auf engstem Raum alle Weltreligionen vereint. Friedliches Zusammenleben prägt den Alltag. Bis 1912 war der Katholizismus auf Reunion Staats- und Pflichtreligion; seitdem gilt auch hier die laizistische Trennung von Staat und Kirche.
Auf der Streichliste des Gesetzentwurfes stehen unter anderen Neujahr, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen und der Zweite Weihnachtstag. Seit Jahren bemühen sich Hindus, Muslime, Taoisten und Konfuzianisten um die Aufnahme ihrer Feiertage in den Kalender der Insel. So könnten mit dem Gesetzentwurf etwa das hinduistische Lichterfest Divali oder das islamische Opferfest (Eid al-Adha) aufrücken.
Vertreter der Minderheitenreligionen begrüßten laut Medienberichten den Beschluss der Parlamentarier, so etwa der Vorsitzende des Interreligiösen Rates der Insel, Idris Issop Banian. Bischof Gilbert Aubry (72), seit fast 38 Jahren Leiter der Hauptstadtdiözese Saint-Denis, sagte, man pflege seit Jahrzehnten ein Klima der gegenseitigen Besuche und der Offenheit. Die meisten der genannten christlichen Feiertage stünden aber "nicht zur Diskussion".
Auch prominente Politiker aus dem Mutterland Frankreich protestierten, darunter der Parteivorsitzen-de der bürgerlichen UDI, Jean-Christophe Lagarde, und der Vizevorsitzende des Front National, Florian Philippot. Der Gesetzentwurf muss noch vom Senat der Insel abgesegnet werden und geht dann in zweiter Lesung zurück an die erste Parlamentskammer. Dort muss er im Kontext des gesamten Macron-Gesetzes überprüft werden.
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(KNA - pkmlr-89-00152)
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