Enthauptung von Christen sorgt weltweit für Entsetzen
KNA 17.02.2015
Bonn (KNA) Mit Entsetzen haben Politiker und Religionsvertreter auf die Enthauptung koptischer Christen durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reagiert. "Sie wurden ermordet, weil sie Christen sind", sagte Papst Franziskus am Montag im Vatikan. "Das Blut unserer christlichen Brüder ist ein Zeugnis des Aufschreiens, ganz gleich ob es Katholiken, Orthodoxe, Kopten oder Lutheraner sind: Sie sind Christen, die mit ihrem Blut Christus bekennen", so Franziskus.
Die Deutsche Bischofskonferenz sprach von "unfassbarem Terror". Den Tätern seien Menschenleben nichts wert, sagte Sprecher Matthias Kopp in Bonn. "Gewalt im Namen Gottes ist mit nichts und in keiner Religion zu rechtfertigen." Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief über den Kurznachrichtendienst Twitter zum Gebet für die Opfer auf.
Ein Video, das seit Sonntagabend im Internet kursiert, zeigt offenbar die Hinrichtung von 21 entführten ägyptischen Kopten durch den "Islamischen Staat" an einem Strand nahe Tripolis. Beim Vergeltungsangriff durch Ägypten am Montagmorgen sollen laut Medienberichten Dutzende IS-Kämpfer getötet worden sein.
Bundespräsident Joachim Gauck kondolierte dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi. Das "barbarische Vorgehen" der Täter erschüttere ihn zutiefst, schreibt der Bundespräsident. Die Tat verdeutliche, wie gefährdet religiöse Minderheiten derzeit seien.
Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Telegramm an al-Sisi ebenfalls ihr Beileid aus und bekräftigte ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS-Terror. Die Bundesregierung verurteile "diesen barbarischen Terrorakt auf das Schärfste", heißt es in dem Schreiben.
Alle Libyer müssten sich jetzt gemeinsam für eine Befriedung ihres Landes einsetzen und verhindern, dass terroristische Gruppierungen weiter Raum gewinnen, betonte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD).
Die Opfer seien Gastarbeiter auf dem Heimweg nach Ägypten gewesen, sagte der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, laut "Bild.de". Es habe nie eine Lösegeldforderung gegeben, und die Behörden in Ägypten hätten nicht geholfen. Die Islamisten machten den Alltag der koptischen Christen in der Region bereits seit Jahren "sehr, sehr schwer".
Der evangelische Landesbischof Hannovers, Ralf Meister, sprach den Kopten bei einem Besuch des koptisch-orthodoxen Klosters im westfälischen Höxter seine Anteilnahme aus. Er forderte alle Religionsgemeinschaften und Regierungen auf, religiösem Fanatismus und Hass zu widerstehen.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnte vor weiterer Gewalt in der Region. "Die Kopten werden zum Spielball in einem tödlichen Machtkampf zwischen Ägypten und IS-Terroristen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen. Es gehe nicht um den Glauben, sondern der IS wolle Ägyptens militärisches Engagement gegen Islamisten "medienwirksam abstrafen".
Die Kopten sind die größte christliche Gemeinschaft in Ägypten. Sie führen ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück. Angaben über Mitgliederzahlen schwanken zwischen 7 und 10 Millionen unter den rund 80 Millionen Einwohnern Ägyptens. Etwa eine weitere halbe Million Kopten lebt in anderen Ländern, davon schätzungsweise 6.000 in Deutschland.
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(KNA - pkmlq-89-00158)
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