Aiman Mazyek macht sich als Vertreter der Muslime einen Namen
KNA 14.01.2015
Von Anna Mertens (KNA)
Berlin (KNA) Er war das Gesicht des Abends. Eingehakt bei Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stand Aiman Mazyek am Dienstagabend vor dem Brandenburger Tor. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) hatte zu dieser Geste aufgerufen und Regierungsspitzen, Religionsvertreter und Politiker folgten ihm. Mazyek ist in den vergangenen Wochen immer mehr zum Gesicht der Muslime in Deutschland geworden - wie viele sich tatsächlich von ihn vertreten fühlen, bleibt indes offen.
Der gebürtige Rheinländer, der als Medienberater und freier Publizist arbeitet, ist Sohn einer deutschen Auslandskorrespondentin und eines aus Syrien stammenden Ingenieurs. Geboren 1969 in Aachen, begann er nach dem Abitur 1989 ein Studium der Arabistik in Kairo. In Aachen studierte er anschließend Philosophie, Ökonomie und Politische Wissenschaften. Parallel dazu widmete er sich Islamstudien. Bereits mit 25 Jahren wurde er Mitglied der Vollversammlung des Zentralrats.
Im Anschluss an sein Studium verantwortete er als Direktor den ersten Islampavillon auf der Weltausstellung Expo, die 2000 in Hannover stattfand. 2001 wurde er hauptamtlicher Pressesprecher des Zentralrats. 2006 folgte seine Wahl zum ehrenamtlichen ZMD-Generalsekretär und damit sein Aufstieg in den Vorstand des Rates. 2010 wurde er zum Vorstandsvorsitzenden gewählt.
Andere Projekte, wie das 1996 von ihm gegründete Portal islam.de, dessen Chefredakteur er lange war, haben über die Jahre an Größe und Bedeutung gewonnen. Auf der Internetseite wird Mazyek weiterhin als "Chef vom Dienst" genannt. Auch die von ihm neben Cap Anamur-Gründer Rupert Neudeck ins Leben gerufene Organisation Grünhelme e.V. hat sich einen Namen gemacht.
"Deutscher Weltbürger, syrisch-alemannischer Abstammung" nennt sich Mazyek auf seinem Twitter-Profil. Er ist gut vernetzt, war für die FDP Stadtverbandsvorsitzender in Alsdorf bei Aachen, kennt SPD-Chef Sigmar Gabriel persönlich, ist Mitglied der Christlich-Islamischen Gesellschaft in Köln und hält enge Beziehungen zur jüdischen Gemeinde. Bei der Jubiläumsfeier des Abraham Geiger Kollegs Ende November sprach Mazyek spontan ein Grußwort - für seinen guten Bekannten, Kollegsleiter Rabbiner Walter Homolka. Mazyek weiß sich sichtlich auf den politischen und gesellschaftlichen Parketten zu bewegen.
Für den ein oder anderen Vertreter der vielen sehr unterschiedlichen muslimischen Gemeinden in Deutschland ist Mazyeks Auftreten offenbar etwas zu raumgreifend. Bis zuletzt war offen, wer auf der Mahnwache am Brandenburger Tor für die Muslime sprechen würde - Erol Pürlü, Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM), oder Mazyek. Noch am Vormittag hatte KRM-Sprecher Pürlü beim Treffen der Deutschen Islamkonferenz Terror und Hass verurteilt. Schließlich vereint der KRM als Dachorganisation die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), den Islamrat, den Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) und den Zentralrat der Muslime. Dabei ist der ZMD mit 24 Moscheevereinen bei weitem der kleinste der vier Verbände, Ditib vertritt knapp 900 Moscheevereine, VIKZ rund 300 - unterschiedlichster Ausprägung.
In einem Interview mit der "Herder Korrespondenz" hatte Mazyek jüngst erklärt: "Es steht außer Frage, dass der KRM in Zukunft sich institutionell weiter entwickeln muss, wenn er noch besser als Ansprechpartner für den Großteil der organisierten Muslime gegenüber Politik und Gesellschaft wahrgenommen werden will". Er habe sich diese Entwicklung auch schneller vorgestellt.
Bei der Mahnwache am Brandenburger Tor trat letztendlich doch Mazyek als Vorsitzender des Zentralrats ans Rednerpult. Er verurteilte die terroristischen Anschläge und sprach Opfern und Hinterbliebenen seine Anteilnahme aus. Die Terroristen hätten mit ihrer Tat "den Islam verraten und seine Prinzipien in den Schmutz gezogen", betonte Mazyek. "Wir werden nicht zulassen, dass unser Glaube missbraucht wird." Zugleich hob er die Zugehörigkeit aller Muslime zu Deutschland hervor. "Wir stehen zusammen und zeigen Gesicht." Seines dürfte jedenfalls in Erinnerung bleiben.
(KNA - pkllo-89-00088)
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