Forscher sieht steigenden Zuspruch für Terrormiliz
KNA 24.11.2015
Köln (KNA) Der Terrorismusexperte Peter Neumann sieht seit den Anschlägen in Paris einen wachsenden Zuspruch für die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Vor ein bis zwei Monaten sei die Stimmung unter den Anhängern eher deprimiert gewesen, weil der IS militärisch unter Druck geraten war, so der Forscher am Dienstag im Deutschlandfunk. Diesen Eindruck hätten die Attentäter nun "über-tüncht", und die Brutalität der Anschläge gefalle den Unterstützern. Neumann beobachtet die Kommunikation von Extremisten im Internet. Viele IS-Anhänger betrachteten sich selbst als Teil einer Gegenkultur. Sie fühlten sich von der Mehr-heitsgesellschaft ausgeschlossen und verraten und sähen im IS ein attraktives Gegenmodell. Was die Mehrheit verurteile und ablehne, werde für sie um so attraktiver, so der Londoner Wissenschaftler: "Der Appeal liegt gerade darin, dass wir es so unglaublich schrecklich finden."
Die Lösung sei "einfach und schwierig zugleich", betonte der Experte. Jugendarbeiter müssten die Jugendlichen ansprechen, bevor die Terroristen es täten, in die Vorstädte gehen und die Probleme der Menschen dort ernstnehmen. Das geschehe noch nicht genug, mahnte Neumann. Der Eindruck, der durch den tagelangen Ausnahmezustand in Brüssel entstehe, sei zugleich "katastrophal", sagte der Forscher weiter. Touristen strichen geplante Reisen, und Terroristen sähen sich in ihrem Ziel bestätigt, die Gesellschaft zu verunsichern. Andererseits hätten die Behörden die Pflicht, Risiken abzuwägen.
(KNA - pllmo-89-00014)
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