Volker Kauder über seinen Kampf für Glaubensfreiheit weltweit
KNA 21.09.2015
Von Alexander Pitz (KNA)
New York (KNA) Das "International Panel of Parliamentarians for Freedom of Religion or Belief" wurde vor einem Jahr in Oslo gegründet. Von Donnerstag bis Samstag fand nun in New York mit Abgeordneten aus 50 Ländern die bislang größte Konferenz der Parlamentariergruppe statt. Mit dabei war auch CDU-Politiker Volker Kauder (66), Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläutert er die Ergebnisse.
KNA: Herr Kauder, die Bestandsaufnahme in puncto Religionsfreiheit muss verheerend ausgefallen sein. Terrorgruppen wie der "Islamische Staat" oder Boko Haram haben die weltweite Bedrohungslage verschärft. Was kann eine Parlamentarierkonferenz da bewirken?
Kauder: Religiöse Intoleranz ist weltweit eine der Hauptursachen für Terror und Krieg. Dieses Bewusstsein muss sich noch viel stärker durchsetzen. Hier kann die international aufgestellte Parlamentariergruppe einen wirklich wichtigen Beitrag leisten. Wir wollen, dass das Thema in den Vereinten Nationen, aber auch auf den einzelnen Kontinenten noch weiter nach oben auf die Tagesordnung kommt. Wenn dies gelingen könnte, würden auch die, die Terrorgruppen wie dem IS Unterstützung gewähren, noch mehr in die Defensive kommen. Denn der IS ist ja nicht aus sich allein heraus entstanden. Er hatte auch Geburtshelfer, zum Beispiel religiöse Fundamentalisten in den Golfstaaten.
KNA: Sind Sie mit den Ergebnissen des Treffens zufrieden?
Kauder: Das Treffen hat meine Erwartungen übertroffen. Es herrschte vom Vertreter von Panama über den aus Norwegen bis hin zum dem aus Pakistan ein gemeinsamer Geist, obwohl die Allianz eigentlich erst ein Jahr alt ist. Hier ist in der kurzen Zeit schon etwas entstanden, was in New York noch weiter gewachsen ist. Und wir werden noch stärker werden. Schon im nächsten Jahr wollen wir uns auf Initiative der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin erneut treffen.
KNA: Wie genau wird die weitere Arbeit der Gruppe aussehen? Gab es konkrete Beschlüsse?
Kauder: In New York haben wir zunächst eine Resolution verabschiedet, in der wir unsere Ziele bekräftigt haben. Das ist bei so vielen Teilnehmern, es waren etwa 150 Abgeordnete, ein wichtiger Schritt. Aber wir haben auch schon konkrete Aktionen beschlossen. So wollen wir uns zum Beispiel speziell für Parlamentarier in Myanmar einsetzen, die wegen ihrer Religionszugehörigkeit nicht mehr bei den anstehenden Parlamentswahlen antreten dürfen. Das ist ein Unding, zu dem wir nicht schweigen dürfen.
KNA: Sie setzen sich schon seit Jahren besonders für verfolgte Christen in aller Welt ein. Wie kam es eigentlich zu diesem Engagement?
Kauder: Religionsfreiheit ist für mich das zentrale Menschenrecht. Die Einstellung zur Religion prägt die Identität einer Person in ganz großem Maße. Dieses Recht muss daher mit Nachdruck verteidigt werden. Als Christ ist es für mich selbstverständlich, dass ich mich dabei besonders für meine Schwestern und Brüder im Glauben einsetze. In New York haben wir auch eine Aktion gestartet, um zwei inhaftierten Pastoren im Iran zu helfen.
KNA: Wo ist die Situation für Angehörige christlicher Minderheiten Ihrer Meinung nach am schlimmsten? Und wo lauern eher subtile Gefahren?
Kauder: Am schlimmsten ist die Lage sicher in Nordkorea, aber auch im Irak und in Syrien. In Nordkorea ist es der Staat, der die Christen am massivsten unterdrückt. Im Irak und in Syrien wütet der IS und tötet Christen - aber auch Muslime und Angehörige anderer Religionsgruppen. Das Hilfswerk Open Doors beschreibt die Verfolgungssituation seit Jahren eindrücklich und mit ungeheurer Präzision. Diese Berichte kann ich nur zur Lektüre empfehlen.
KNA: Werden diese Probleme genug beachtet?
Kauder: Mittlerweile hat sich das Bewusstsein in Politik und Medien für die Bedeutung der Religionsfreiheit verbessert. Vor zehn Jahren, als die Fraktion begann, das Thema zu bearbeiten, war das noch ganz anders. Aber natürlich kann die Beachtung noch größer werden. Darum geht es ja auch in der internationalen Parlamentariergruppe.
KNA: Sehen Sie im Islam eine Bedrohung für das Christentum?
Kauder: Nein. Christen und Muslime im Nahen und Mittleren Osten haben zum Beispiel über Jahrhunderte friedlich zusammengelebt. Auch bei uns in Deutschland klappt es ja im Großen und Ganzen. Es gibt islamistische Gruppen, die ihre Religion missbrauchen und Angst und Terror verbreiten. Die allermeisten Muslime sind jedoch friedlich und auch tolerant gegenüber anderen Religionen. Umso wichtiger ist es, dass die Vertreter aller Religionsgruppen Nein zu religiöser Intoleranz sagen. Die religiösen Führer der Muslime müssten sich noch stärker vom IS distanzieren und dessen Handlungen eindeutig und immer wieder verurteilen.
(KNA - pktmk-89-00076)
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