Frankreichs Regierungschef sieht Christen im Visier
KNA 23.04.2015
Paris (KNA) Nach Einschätzung des französischen Ministerpräsidenten Manuel Valls hat sich die Bedrohungslage in Frankreich mit den jüngst vereitelten Anschlägen auf christliche Kirchen deutlich verändert. Erstmals gehe es darum, Christen und vor allem Katholiken zu treffen, sagte Valls dem Radiosender France Inter am Donnerstag bei einem Besuch der katholischen Gemeinde Saint-Cyr in einem Vorort von Paris. Die dortige Kirche sowie das Gotteshaus in einer benachbarten Gemeinde hätten nach Erkenntnissen der Ermittler zum Ziel der geplanten Anschläge werden sollen.
Frankreich habe ein "großes christliches Erbe", das zu schützen sei. "Eine Kirche anzugreifen bedeutet, sich gegen ein Symbol Frankreichs zu wenden", sagte Valls. Während die Anschläge auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt im Januar sich gegen die Pressefreiheit und das Judentum gerichtet hätten, seien nun die Christen im Visier von Terroristen.
Laut Valls verhinderten die Sicherheitsbehörden in Frankreich seit Januar fünf weitere Anschläge. Anders als jüdische Einrichtungen und Synagogen stehen christliche Kirchen den Angaben zufolge bislang nicht unter besonderer Bewachung.
Die französische Polizei hatte nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve bereits am Sonntag einen 24-Jährigen festgenommen, der einen Anschlag auf mindestens zwei christliche Kirchen geplant haben soll. Bei dem Verdächtigen wurden laut Cazeneuve mehrere Waffen, Munition und Schutzkleidung gefunden.
Die katholische Kirche in Frankreich erklärte unterdessen, sie werde sich durch das verhinderte Attentat nicht einschüchtern lassen. "Die Katholiken haben keine Angst", hieß es in einer Stellungnahme der Französischen Bischofskonferenz. Die Festnahme habe ein "Klima der Angst" geschaffen; nun sei es wichtig, den interreligiösen Dialog zu stärken und keine Haltung des Misstrauens zu entwickeln.
Derzeit sei es noch zu früh, Sicherheitsvorkehrungen an den Kirchen zu verstärken, so die Bischofskonferenz. Seit den Anschlägen auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" und den jüdischen Supermarkt in Paris stehe die Kirche im engen und regelmäßigen Kontakt zum Innenministerium und berate sich mit diesem über das weitere Vorgehen.
(KNA - pkomn-89-00139)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.