"Islamisch geprägte Länder nutzen Einfluss auf Radikale nicht"
KNA 23.02.2015
Berlin (KNA) Der Jüdische Weltkongress (WJC) hat islamisch geprägte Staaten aufgerufen, mäßigend auf radikale Muslime einzuwirken. "Es gibt Länder, die einen Einfluss haben und ihn leider nicht ausnutzen", sagte Vizegeneralsekretär Maram Stern am Sonntag der Deutschen Welle.
Der WJC ergreife auch für verfolgte Christen, Jesiden und muslimische Minderheiten in Syrien und Irak das Wort, betonte Stern laut Mitteilung des Senders. "Leider bekommen wir keine Art von Gegenzeichen von der muslimischen Gesellschaft." Er vermisse, dass Länder mit starkem muslimischem Bevölkerungsanteil "etwas mehr auf die Gesellschaft eingehen". Beispielsweise könnten die Türkei oder Saudi-Arabien auf Muslime einwirken.
Stern sprach von einer neuen "Angst eines Unwohlseins" unter Juden in vielen Ländern Europas. Es sei salonfähig geworden, sich gegenüber Juden negativ und aggressiver als früher zu äußern. "Man fühlt sich nicht mehr wohl da, wo man hingeht, sein Brot und seine Milch zu kaufen. Man fühlt sich nicht mehr wohl, ein Taxi zu nehmen, weil man nicht weiß, wer der Taxifahrer ist", so der gebürtige Berliner, der seit Jahrzehnten in Brüssel lebt. Der Jüdische Weltkongress ist der Dachverband jüdischer Gemeinden und Organisationen in rund 100 Ländern.
Stern warnte vor dem Bild eines Europa, dessen Juden aus Angst um ihre Sicherheit ausgewandert seien. "Für Europa wäre das eine Katastrophe. Dass Europa judenfrei wird, ist einfach nicht erlaubt. Das darf nicht passieren." Am Dienstag will Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) mit dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Lage der jüdischen Gemeinden in Deutschland erörtern.
(KNA - pkmmm-89-00024)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.