Mazyek: Karikaturisten müssen sich gegen Islamisten wehren
KNA 14.01.2015
Berlin (KNA) Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, fühlt sich durch die neuerlichen Mohammed-Karikaturen im französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" nicht verletzt. Unendlich viel mehr treffe ihn, wenn, vermeintlich im Namen des Islam, unschuldige Menschen umgebracht würden, sagte Mazyek am Dienstagabend im "heute journal". "Da blutet mein Herz", so der Islamrats-Vorsitzende.
Mazyek rief die Karikaturisten auf, künftig viel mehr die islamistischen Terroristen selbst als den Islam pauschal zum Ziel ihrer Kritik zu machen. Man müsse ihnen zeigen, wie "armselig" ihr Verhalten sei und wie sehr sie sich aus jeder zivilisierten Gesellschaft entfernt hätten.
Die erste Nummer von "Charlie Hebdo" nach dem Blutbad zeigt unter der Überschrift "Alles vergeben" den Propheten Mohammed mit einer Träne im Auge und einem Blatt mit den Worten "Je suis Charlie" - dem Slogan der Solidaritätskundgebungen für die Satirezeitschrift, die vergangene Woche Ziel eines Attentats mit zwölf Toten geworden war.
Die neue Ausgabe erscheint laut französischen Medienberichten in 16 Sprachen und in einer Auflage von drei Millionen Exemplaren; üblicherweise sind es 60.000. Die Zeitung "Liberation" hatte den Redaktionsmitgliedern von "Charlie Hebdo" Aufnahme in ihren Räumen gewährt, damit sie das aktuelle Heft produzieren konnten. Bei dem Anschlag am vergangenen Mittwoch waren fünf Karikaturisten der Zeitschrift getötet worden, unter ihnen der Herausgeber Stephane Charbonnier.
Der Islamische Zentralrat der Schweiz und die ägyptische Fatwa-Behörde Dar al-Ifta in Kairo hatten sich zuvor sehr verärgert über die neuerliche Mohammed-Karikatur geäußert. Es müsse Besorgnis erregen, dass das Magazin damit "all jenen Muslimen in den Rücken fällt, die sich in den letzten Tagen solidarisch mit dem Magazin zeigten" und öffentlich für freie Meinungsäußerung und gegen Gewalt eingetreten seien, erklärte der Schweizer Zentralrat am Dienstagabend in Bern. Die jüngste Publikation sei "eine bedauernswerte Dummheit" und zeige, "dass es den Hintermännern einzig und alleine darum geht, einen Keil zwischen Muslime und Nicht-Muslime zu treiben". Wer solche Karikaturen in der derzeitigen "aufgewühlten Stimmung" publiziere, sei "ein gefährlicher Brandstifter".
In Kairo verurteilte die Fatwa-Behörde die Karikatur als "unverantwortlich provokativ". Die Zeichnung werde eine weitere "Welle des Zorns" auslösen, so die von Großmufti Schawki Ibrahim Allam geleitete Behörde. Sie sprach von Aufstachelung zu Religionshass. Der Titel der französischen Satirezeitschrift diene nicht "dem Dialog der Kulturen, den Muslime suchen", sondern werde "Hass und Diskriminierung zwischen Muslimen und anderen vertiefen".
(KNA - pklln-89-00254)
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