UN: Fehlende Syrien-Hilfe bringt Nahen Osten in Gefahr
KNA 12.03.2015
Genf (KNA) Die syrischen Flüchtlinge leben am Beginn des fünften Bürgerkriegsjahres nach dem Urteil des UN-Flüchtlingshilfswerks unter "sich alarmierend verschlechternden Bedingungen". Die meisten der 3,9 Millionen Flüchtlinge in den Anrainerstaaten hätten weder Aussicht auf Rückkehr noch Chancen zum Aufbau eines neuen Lebens im Exil, erklärte das UNHCR am Donnerstag in Genf. Syriens Nachbarländer mit dem Problem alleinzulassen, könnte zu einer "schwerwiegenden regionalen Destabilisierung" führen, warnte Flüchtlingshochkommissar Antonio Guterres.
Nach Jahren im Ausland seien die Rücklagen der Flüchtlinge erschöpft. Immer mehr suchten ihren Lebensunterhalt durch Betteln, Prostitution und Kinderarbeit. Hilfsprogramme seien "systematisch unterfinanziert". Bis Ende 2014 habe das UNHCR nur 54 Prozent der benötigten Gelder für Flücht-lingshilfe in den Syrien-Anrainerstaaten aufbringen können.
Guterres warnte vor den Folgen einer fehlenden internationalen Unterstützung für Syrien-Flüchtlinge. Einige Nachbarländer drosselten bereits die Einreise durch neue Grenzbestimmungen oder Bleiberegelungen. In Europa würden Flüchtlinge mit Sicherheitsbedenken und einem "Klima wachsender Panik" konfrontiert.
Flüchtlinge würden zu "Sündenböcken für eine Vielzahl von Problemen von Terrorismus bis wirtschaftlicher Not und angeblichen Bedrohungen für den Lebensstil" gemacht, sagte Guterres. Dabei bleibe die größte Gefahr nicht jene "durch die Flüchtlinge, sondern für sie".
Inzwischen stellten Syrer die größte Flüchtlingsgemeinschaft unter Obhut des UNHCR. Die Türkei sei das Aufnahmeland mit den meisten Schutzsuchenden weltweit und habe bislang mehr als sechs Milliarden US-Dollar (Tageskurs 5,6 Milliarden Euro) für deren Unterstützung aufgewendet.
Das UNHCR verwies auch auf die Folgen für die Bildung. In Syrien sei ein Viertel der Schulen beschädigt; mehr als 2,4 Millionen Kinder erhielten keinen Unterricht. Von den Flüchtlingskindern im Ausland besuche fast jedes zweite keine Schule. So sei etwa die Zahl schulpflichtiger syrischer Kinder im Libanon höher als alle Plätze in staatlichen Schulen zusammengenommen.
(KNA - pknlm-89-00058)
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