Berliner Schau präsentiert monotheistische Religionen in Ägypten
KNA 01.04.2015
Von Anna Mertens (KNA)
Berlin (KNA) Er steht sozusagen am Anfang. Abraham, Urvater der monotheistischen Religionen, "Vater der vielen Völker", ist ein verbindendes Glied zwischen Judentum, Christentum und Islam. Doch neben ihm gibt es weitere Gemeinsamkeiten, die von der Spätantike bis ins Mittelalter in Ägypten klar erkennbar sind. Dieser Geschichte widmet das Berliner Bode-Museum ab Donnerstag eine neue Ausstellung. "Ein Gott - Abrahams Erben am Nil" zeigt, wie der Titel besagt, das Miteinander von Juden, Christen und Muslimen im antiken und mittelalterlichen Ägypten. Ungeplant treffe diese interreligiöse Schau den "Nerv der Zeit", betont die Vize-Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin, Christina Haak. Dabei, so erklärt die Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, Friederike Seyfried, sei die Ausstellung noch vor Beginn des Arabischen Frühlings 2011 konzipiert worden. Jedoch hätten die Entwicklungen der vergangenen fünf Jahr die Gestaltung geprägt. Der Schwerpunkt liege auf der Antike und dem Mittelalter, aber in Videoinstallationen werde auch das heutige Ägypten gezeigt. Die Ausstellung beginnt im Keller des Bode-Museums mit einer Präsentation der Stadt Alexandria. Die kosmopolitische Handelsstadt war einst interkultureller und interreligiöser Schmelztiegel. Die drei monotheistischen Religionen seien eng mit dieser Weltstadt verbunden, sagt Seyfried. Der zweite und deutlich umfassendere Ausstellungsteil widmet sich den Religionen. Die Räumlichkeiten sind in türkiser, schwarzer und goldener Farbe getüncht. An den Wänden leuchten dem Besucher Kreuz, Mond und der siebenarmiger Leuchter entgegen. Eng verschlungen erscheinen sie zunächst wie ein Symbol, das erst beim näheren Betrachten in Einzelteile zerfällt. Diese Überschneidung spielt in der gesamten Ausstellung eine wichtige Rolle. Neben Abraham / Awraham oder arabisch Ibrahim finden sich bei Josef und dem Erzengel Gabriel in allen drei Religionen vergleichbare Zeugnisse der Verehrung, etwa auf Gefäßen oder Teppichen. Ein weiterer Ausstellungsteil widmet sich den verschiedenen Gotteshäusern. So wird der Aufbau von Moschee, Synagoge und Kirche erklärt. Aber auch die Umwidmung von römischen Tempeln wie in Luxor, die zunächst als Kirche genutzt und in denen später eine Moschee eingebaut wurde, wird näher erläutert. Insbesondere Schriftzeugnisse in Koptisch und Arabisch oder ein judeo-arabisches Medizinrezept, verdeutlichen, wie eng die Religionen im Alltag miteinander verknüpft waren. Nach der Machtübernahme durch die Araber um 640 habe es ein sehr friedliches Zusammenleben gegeben, erklärt Seyfried. Die arabischen Herrscher hätten die Juden und Christen toleriert. Alle Gruppen konnten alle Berufe ausüben. Doch auch die Konflikte werden nicht verschwiegen. In kleinen Schautafeln werden chronologisch Abrisse der Auseinandersetzungen über die Jahrhunderten präsentiert. Plakativ steht jeweils zu Anfang, wer gegen wen kämpfte. Von Christen gegen Christen, Muslime gegen Juden und Christen oder Christen gegen Muslime ist nahezu alles dabei. "Auch das gehört dazu", sagt Seyfried. Der Abschluss der Schau widmet sich den unterschiedlichen Beerdigungsritualen und dem Glauben an ein Leben nach dem Tod. Erst bei näherem Betrachten wird deutlich, welche Inschrift auf welchen Grabstein eingemeißelt ist: ob Hebräisch, Arabisch oder Koptisch. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Aydan Özoguz (SPD), setzt Hoffnung in die Ausstellung. Diese Dokumentation des Zusammenlebens rege gerade angesichts der aktuellen interreligiösen Konflikte zum Nachdenken an. Vielleicht könne diese "Rückbesinnung auf die Geschichte" helfen, entstandene Abgrenzungen wieder zu überdenken, sagt Özoguz. Und der ägyptische Minister für Antiken und Kulturgut, Mamdouh Mohamed Gad Eldamaty, betont, die Ausstellung verdeutliche, dass ein gemeinsames Leben und nicht der Konflikt Normalität seien könnte und seien sollte.
(KNA - pkokl-89-00097)
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