KNA 10.03.2015

Vatikanstadt (KNA) Ein Teil der vor zwei Wochen im Norden Syriens entführten Christen ist offenbar entgegen ersten Berichten weiter in der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Der vatikanische Botschafter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, sagte am Montagabend, die Dschihadisten hätten nur "ein paar Dutzend" Familien freigelassen, dann sei die Operation abgebrochen worden. Der vatikanische Diplomat korrigierte damit seine frühere Aussage, dass die Entführer am Mittwoch und Donnerstag 52 Familien, und damit nahezu alle entführten Christen freigelassen hätten. Erzbi-schof Zenari berichtete weiter, dass der Islamische Staat unterdessen Christen aus drei weiteren Dörfern verschleppt habe.

Ein paar Dutzend entführte Familien seien bereits in Bussen abgefahren, als die Entführer in einen Hinterhalt geraten seien, teilte Zenari telefonisch der italienischen Tageszeitung "Avvenire" mit. Daraufhin sei die Freilassung weiterer Familien gestoppt worden, sagte er unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle. Wahrscheinlich habe es sich um einen Angriff kurdischer Kämpfer gehandelt.

IS-Kämpfer hatten am 23. Februar mehrere christliche Dörfer am Fluss Khabur nahe der türkischen Grenze überfallen. Über die genaue Zahl der Entführten gibt es weiterhin keine gesicherten Angaben. Nach unterschiedlichen Berichten sollen es zwischen 262 und 373 sein, darunter viele Alte, Frauen und Kinder. Neun Christen starben bei Verteidigungskämpfen gegen die Miliz.

Die Region nahe der türkischen Grenze ist strategisch wichtig, weil sie die vom IS kontrollierten Ge-biete in Syrien und im Irak verbindet. Nach Angaben des vatikanischen Pressedienstes Asianews lebten dort vor dem Angriff 30.000 assyrische Christen. Mehr als 5.000 seien in den vergangenen zwei Wochen geflohen. Vor einigen Tagen war laut Asianews für die Freilassung einer ersten Gruppe von 19 entführten Christen ein Lösegeld von umgerechnet rund 1.500 Euro je Person bezahlt worden.

(KNA - pknlk-89-00013)

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