Unesco: Zerstörung irakischer Stadt Nimrud ein Kriegsverbrechen
KNA 06.03.2015
Genf/Berlin (KNA) Die Generaldirektorin der Weltkulturorganisation Unesco, Irina Bokowa, hat die Zerstörungen von antiken Statuen im irakischen Nimrud als Kriegsverbrechen verurteilt. Der erneute Angriff der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) gegen das irakische Volk zeige, dass die vermeintliche "kulturelle Reinigung" im Irak nichts und niemanden verschone, sagte Bokowa am Freitag. Sie habe sich in dieser Angelegenheit an den Weltsicherheitsrat und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gewandt.
Angesichts der systematischen Zerstörung der jahrtausendealten Erbes rief Bokowa die Verantwortlichen in Politik und Religion auf, ihre Stimme "gegen diese erneute Barbarei" zu erheben und daran zu erinnern, dass es keine politische oder religiöse Rechtfertigung für solche Kriegsverbrechen gebe. Gleichzeitig müssten die Menschen im Irak ihr Erbe mit allen Mitteln schützen.
Das mehr als 3.300 Jahre alte Nimrud war als ehemalige Hauptstadt des assyrischen Reiches bekannt für seine antiken Statuen, Fresken und alten Schriftstücke. IS-Milizen hatten die Ausgrabungen am Donnerstag mit Bulldozern angegriffen und zerstört.
Der Archäologe und Vorderasien-Experte Reinhard Bernbeck wertete die Zerstörungen als "unersetzlichen Verlust". Im Deutschlandradio Kultur sagte der Berliner Forscher am Freitag, erst dadurch, dass kulturhistorisch bedeutende Stätten wie die alte Königsstadt Nimrud speziell in der westlichen Welt "mit spezifischen Werten aufgeladen" worden seien, sei ihre Zerstörung für den IS lohnend geworden.
Im Irak kursierten regelrechte "Rekrutierungsvideos", in denen es darum gehe, den Akt der Zerstörung als etwas Attraktives erscheinen zu lassen. Es werde versucht, in Nordost-Syrien und im Nord-irak fast die gesamte kulturelle Vergangenheit zu zerstören, um einen "geschichtlich völlig befreiten Raum zu haben, auf dem man etwas anderes aufbauen kann", so Bernbeck.
Mit Blick auf die Zerstörung der Buddha-Figuren von Bamian in Afghanistan durch die Taliban im März 2001 sagte der Wissenschaftler: "Man kann davon ausgehen, dass das ein Akt war, der eindeutig gegen den Westen gerichtet war." Damals habe es Bestrebungen gegeben, diese Statuen von den Taliban zu kaufen.
(KNA - pknkq-89-00155)
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