Hilfswerk hofft auf unabhängige Entscheidung zu Asia Bibi
KNA 21.07.2015
Aachen (KNA) Das katholische Hilfswerk missio begrüßt, dass es in Pakistan zu einer Berufungsverhandlung im Fall der Todeskandidatin Asia Bibi kommt. Nachdem der oberste Gerichtshof des Landes diese Verhandlung zugelassen habe, hoffe missio auf eine unabhängige Entscheidung der Justiz. Dies teilte das Hilfswerk am Dienstag in Aachen mit. Die Verhandlung soll laut pakistanischen Medienberichten am Mittwoch beginnen.
Asia Bibi ist seit sechs Jahren in Pakistan inhaftiert und wegen Blasphemie zum Tod verurteilt. Im April hatte Papst Franziskus den Ehemann und eine Tochter der Christin empfangen und mit ihnen gebetet. Die Christin hatte den Papst zuvor in einem Brief aus ihrer Todeszelle um Gebet und Hilfe gebeten. Schon früher hatten sich die Päpste Benedikt XVI. und Franziskus öffentlich und auf diplomatischem Weg für ihre Freilassung eingesetzt.
Sollte es nun zu einem Freispruch kommen, müsse die pakistanische Regierung Bibi und ihre Familie schützen, betonte missio. Es sei in Pakistan schon passiert, dass Blasphemie-Angeklagte nach einem Freispruch durch außergerichtliche Lynchjustiz zu Tode gekommen seien. "Das darf nicht geschehen."
Sollte der Oberste Gerichtshof das Urteil bestätigen und Asia Bibi in letzter Instanz zum Tod verurteilt bleiben, dann müssten alle politischen und diplomatischen Hebel in Bewegung gesetzt werden, damit das Todesurteil nicht vollstreckt wird, forderte missio. Ein Moratorium der Todesstrafe hatte Pakistan zuletzt wieder außer Kraft gesetzt.
Missio hatte im vergangen Jahr 18.425 Unterschriften mit einer Petition für die Freilassung von Asia Bibi an die Bundesregierung überreicht. Auch in mehreren europäischen Städten bildeten sich Solidaritätsinitiativen. Asia Bibi, die drei Töchter hat, ist seit Juni 2009 in Haft. Im November 2010 wurde sie aufgrund des umstrittenen Blasphemieparagrafen als erste Frau in Pakistan zum Tod verurteilt. Sie bestreitet, den islamischen Propheten Mohammed beleidigt zu haben.
Unabhängig vom Fall Asia Bibi müsse der Missbrauch der Blasphemiegesetze in Pakistan unter Strafe gestellt werden, betonte missio. Das Gesetz werde im Alltag dafür missbraucht, um persönliche, geschäftliche oder gesellschaftliche Auseinandersetzungen durch die manipulierte und fälschliche Anklage der Blasphemie auszutragen. Menschenrechtler bezeichneten die Vorschriften bereits wiederholt als Verstoß gegen die Glaubensfreiheit.
(KNA - pkrml-89-00095)
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