Abriss eines armenischen Waisenhauses in Türkei löst Protest aus
KNA 07.05.2015
Istanbul (KNA) Der begonnene Abriss eines armenischen Waisenhauses in der Türkei löst wachsende Proteste aus. Nachdem am Mittwoch die Bagger anrückten und mit dem Abriss des Gebäudes in Tuzla bei Istanbul begannen, wurden die Arbeiten nach dem Einschreiten von Oppositionspolitikern und Bürgern gestoppt, wie die türkische Presse (Donnerstag) berichtet. Auch via Twitter protestierten viele Türken gegen das Vorgehen der Behörden, darunter Prominente wie die Schriftstellerin Elif Shafak. Auch die Kurdenpartei HDP setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein.
Das Waisenhaus ist unter dem Namen "Kamp Armen" bekannt, weil nach den Massakern an den Armeniern im Ersten Weltkrieg viele elternlose Kinder auf dem Gelände in Tuzla in einem Lager untergebracht wurden. Das später errichtete Gebäude bot nach einem Bericht der armenischen Wochenzeitung "Agos" insgesamt 1.500 Kindern ein Zuhause, darunter auch dem 2007 ermordeten Journalisten Hrant Dink. Seine Witwe Rakel Dink, die ebenfalls zeitweise in dem Waisenhaus lebte, sprach von einem "Verbrechen".
Nach dem Militärputsch von 1980 wurde das Gelände vom Staat beschlagnahmt. Die armenische Gemeinde scheiterte in den vergangenen Jahren mit dem Versuch, das Waisenhaus auf der Basis eines Gesetzes zur Rückgabe von Eigentum an nicht-muslimische Minderheiten wiederzuerlangen. Das vom Verfall bedrohte Gebäude soll nun abgerissen werden und laut "Agos" einem Bauprojekt wie einer Wohnsiedlung oder einem Einkaufszentrum weichen.
(KNA - pkpkr-89-00060)
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