Merkel nimmt am muslimischen Fastenbrechen teil
KNA 30.06.2015
Von Christoph Scholz (KNA)
Berlin (KNA) Am heutigen Dienstagabend will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erstmals offiziell am traditionellen muslimischen Fastenbrechen teilnehmen. Der Empfang auf Einladung der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), solle ein Zeichen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sein, heißt es bei der Bundesregierung. Das Treffen findet in der Berliner Villa Borsig statt. Bereits 2007 hatte die Kanzlerin allerdings als "Überraschungsgast" an einem Ramadanfest unter der Gastgeberschaft des damaligen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU) teilgenommen.
Der muslimische Fastenmonat Ramadan findet dieses Jahr vom 18. Juni bis 16. Juli statt. In dieser Zeit sollen die Gläubigen von der Morgen- bis zur Abenddämmerung nichts essen und trinken. Traditionell wird das Fasten nach dem Abendgebet mit dem gemeinschaftlichen Mahl, auf Arabisch Iftar, gebrochen, zu dem häufig auch Nicht-Muslime eingeladen werden.
Merkel ist an einer Integration des Islam in Deutschland gelegen. So machte sie sich bei der Gedenkfeier an die Opfer des Terroranschlags in Frankreich auf eine Satirezeitschrift und ein jüdisches Kaufhaus die umstrittene Aussage von Ex-Bundespräsident Christian Wulff zu eigen: "Der Islam gehört zu Deutschland". Allerdings betonte sie zugleich, dass dies von Seiten der Muslime eine uneingeschränkte Anerkennung von Demokratie und Menschenrechten verlange - mithin eine Absage an jede Gewalt.
Merkel machte erst kürzlich bei der Jahresversammlung des Evangelischen Arbeitskreises der CDU deutlich, dass es im Verhältnis von Islam und Staat "noch einiges zu tun gibt". Reine "Praktikabilitätsgründe" dürften nicht darüber entscheiden, wie das Verhältnis definiert wird, nur um "irgendein Konstrukt" für den Islamunterricht zu finden. Zudem müsse der Islam klären, wer seine Repräsentanten sind. Denn diese sind für Merkel nicht automatisch die Vereine. Dahinter steht die Forderung, dass sich auch der Islam in das bewährte Staatskirchenrecht integriert. Wohl gerade aufgrund der Trennung von Staat und Religion legt Özoguz Wert auf die Feststellung, dass es sich bei dem Empfang nicht um eine religiöse Veranstaltung handele.
Es ist im Übrigen nicht das erste Treffen dieser Art in der Villa. Bereits 2013 lud der damalige Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zum Fastenbrechen ein. Anlass war die Visite seines Amtskollegen aus den Vereinten Emiraten.
Zum jetzigen Treffen werden mehrere Mitglieder der Bundesregierung, die religionspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen, Amts- und Würdenträger von Dach- und Spitzenverbänden der Muslime, Repräsentanten der Wissenschaft sowie Vertreter anderer Religionsgemeinschaften kommen.
Nach einer Begrüßungsansprache von Özoguz folgen Grußworte des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, und der Sprecherin des Koordinationsrats der Muslime, Nurhan Soykan. Anschließend hält die Kanzlerin eine Rede. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, ließ sich entschuldigen. Als Vertreterin wird die stellvertretende Leiterin des Katholischen Büros in Berlin, Katharina Jestaedt, kommen. Mit einem Gebetsruf und einer kurzen Koranrezitation wird der Vorsitzende des Forums Muslimischer Stipendiaten, Zakariya Ali, dann das eigentliche Fastenbrechen einleiten.
Regierungsvertreter haben in der Vergangenheit schon mehrfach am Fastenbrechen teilgenommen. So folgte in diesem Jahr Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) einer Einladung in das Bildungswerk Kreuzberg und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) war zu Gast bei einer Flüchtlingsfamilie aus Syrien.
Der Empfang am Dienstagabend ähnelt aber eher der von US-Präsident Bill Clinton eingeführten und von Barack Obama aufgenommenen Tradition - auch wenn Merkel nicht die Gastgeberin ist. Obama lädt zum "Iftar" immer wieder muslimische Geistliche und Führungspersonen sowie Vertreter anderer Glaubensgemeinschaften und politische Repräsentanten in das Weiße Haus ein.
(KNA - pkqnk-89-00011)
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