Botschafter: Abkommen zwischen Palästina und Vatikan als Modell
KNA 27.05.2015
Würzburg (KNA) Das geplante Abkommen zwischen dem Vatikan und Palästina kann nach Meinung des Botschafters Palästinas beim Heiligen Stuhl ein Modell auch für andere Staaten im Nahen Osten sein. Issa Kassissieh sagte der in Würzburg erscheinenden Zeitung "Die Tagespost" (Mittwoch), mit der Übereinkunft werde die katholische Kirche im Heiligen Land gestärkt. Indem der Heilige Stuhl erstmals ein Abkommen mit dem Staat Palästina schließe, erkenne er diesen zudem offiziell an. Indirekt sei damit auch eine Botschaft an jene verbunden, die die Wurzeln der christlichen Minderheiten in Syrien, dem Irak oder anderswo im Nahen Osten ausreißen wollten.
Präsident Mahmud Abbas habe bewusst ein Abkommen gewollt, das als Referenzgröße dienen könne, betonte Kassissieh. Andere arabische Staaten und Israel sollten diesem Beispiel folgen. Der für Juni zur Unterschrift anstehende Vertrag behandelt die steuerliche und rechtliche Stellung der Kirche, Personenstandsfragen, die Freiheit der Religionsausübung sowie den Zugang zu den Heiligen Stätten. Künftig seien zudem alle kirchlichen Einrichtungen vollständig von Steuern und Abgaben frei, so der Botschafter.
Nach Worten Kassissiehs will Papst Franziskus mit diesem Schritt zum Friedensprozess beitragen; er trete für eine Zwei-Staaten-Lösung auf der Grundlage der Grenzen von 1967 ein. Franziskus als Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Katholiken weltweit nehme mit dieser Anerkennung auch einen moralischen Standpunkt ein; damit gebe er dem Volk der Palästinenser Hoffnung, sagte der Botschafter.
Der Diplomat zeigte sich sicher, dass das Abkommen andere Länder positiv beeinflussen werde, Palästina als Staat anzuerkennen. "Denn nur durch ein unabhängiges Palästina kann Israel demokratisch bleiben und nicht ein Apartheid-Staat sein." Der Papst habe damit all jene gestärkt, die Frieden wollten, seien es Palästinenser, seien es Israelis. Das gelte auch für Präsident Abbas.
(KNA - pkpmr-89-00059)
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