Vatikanvertreter vermittelt bei Präsidentschafts-Patt im Libanon
KNA 01.06.2015
Beirut (KNA) Der vatikanische Kurienkardinal Dominique Mamberti will in dem seit einem Jahr andauernden Patt bei einer Präsidentschaftswahl im Libanon vermitteln. Er traf deshalb mit Libanons Maronitenpatriarch, Kardinal Bechara Rai, zusammen, wie Medien des Landes am Samstag berichteten.
Bei den Gesprächen an Rais Amtssitz in Bkerke nördlich von Beirut ging es demnach zunächst um die allgemeine Situation in der Region. Mamberti traf bereits am Freitagnachmittag mit einer vatikanischen Delegation zu einem einwöchigen Besuch im Libanon ein. Er war früher Päpstlicher Außenminister und ist jetzt Präfekt des obersten Gerichts des Heiligen Stuhls.
Mamberti überbrachte Rai eine Grußbotschaft von Papst Franziskus. Das katholische Kirchenoberhaupt brachte darin seine Hoffnung auf Frieden und Stabilität für den Libanon und die Nahostregion zum Ausdruck. An dem Treffen nahmen neben mehreren Bischöfen auch Rais Vorgänger, Kardinal Nasrallah Boutros Sfeir, teil. Auf Mambertis Besuchsprogramm stehen den Berichten zufolge auch Treffen mit libanesischen Politikern. Thema seien dabei mögliche Lösungen im Streit um ein neues Staatsoberhaupt. Ferner soll es um die Lage der Christen im Nahen Osten und die Bedrohung durch islamischen Extremismus gehen.
Der maronitische Bischof Samir Mazloum sagte am Samstag der libanesischen Tageszeitung "Al Jumhuria", das Engagement des Vatikan im Streit um die Präsidentenwahlen sei eine wichtige Unterstützung für die Maroniten und die anderen Christen im Nahen Osten.
Der Libanon ist seit dem Ende der Amtszeit von Michel Suleiman am 25. Mai 2014 ohne Staatsoberhaupt. Bislang scheiterten rund zwei Dutzend Anläufe im Parlament, einen Präsidenten zu nominieren. Grund für das Patt ist, dass sich das prowestliche Bündnis "Allianz des 14. März" und die zu Syrien hin orientierte "Allianz des 8. März" bislang nicht einigten. Zudem wird seit Monaten über ein neues Wahlgesetz debattiert.
Das politische System im Libanon beruht auf der Aufteilung der Macht unter den verschiedenen konfessionellen Gruppen des Landes. So sieht die "konfessionelle Parität" eine gleichstarke Vertretung von Muslimen und Christen im Parlament mit je 64 Sitzen vor. Nach einer Übereinkunft bei der libanesischen Unabhängigkeit 1943 stellen die Maroniten stets den Staatspräsidenten, der Ministerpräsident ist Sunnit und der Parlamentspräsident Schiit.
(KNA - pkpnk-89-00013)
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