Deutsche Islamkonferenz berät über Wohlfahrtsverband
KNA 11.11.2015
Von Birgit Wilke (KNA)
Berlin (KNA) Zum Thema Familiennachzug wollten die Bundesminister nichts sagen. Das Thema sollte die Deutsche Islamkonferenz am Dienstag in Berlin nicht überlagern, darauf hatten sich die Beteiligten geeinigt. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zeigten sich zu deren Abschluss aber trotzdem zufrieden. Die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes sei näher gerückt. Einen Zeitplan gibt es dafür allerdings nicht.
Zumindest hätten sich erstmals dazu fast alle muslimischen Verbände zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen, erklärte de Maiziere im Anschluss an die Konferenz. Möglicherweise bilde dieser dann die "Keimzelle für einen Wohlfahrtsverband". Der künftige Verband solle "inklusiv und nicht exklusiv" arbeiten, so der Innenminister. Das bedeute, dass er nicht nur für Angehörige einer bestimmten Religion offen sein solle.
Bereits seit einigen Jahren diskutieren Politiker und Vertreter von muslimischen Gemeinden über ein solches Vorhaben. Die Koalition hatte sich das Thema für diese Legislaturperiode vorgenommen.
Experten rechnen damit, dass Konstitution und Aufbau noch einige Jahre dauern werden. So betonte der Osnabrücker Islamwissenschaftler Bülent Ucar in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er halte zwar einen solchen Verband aus Gründen einer gleichberechtigten Teilnahme für wichtig. Die islamischen Religionsgemeinschaften und Verbände müssten aber zunächst ihre Hausaufgaben ordentlich machen, damit sie professionell so etwas stemmen könnten.
Wenn es zu einer Gründung kommt, wollen andere Wohlfahrtsverbände helfen: Caritas und Diakonie sagten bereits ihre Unterstützung zu. Der Ausbau von speziellen Angeboten der Diakonie für Muslime sowie der Aufbau einer islamischen Wohlfahrtspflege in Deutschland würden sich ergänzen. Auch Caritas-Präsident Peter Neher hatte sich im vergangenen Jahr zur Gründung eines solchen Wohlfahrtsverbands geäußert. Sein Verband stelle gerne Wissen und Erfahrung zur Verfügung.
Längst gibt es verschiedene soziale Aktivitäten in den muslimischen Gemeinden. Der Leiter der Abteilung für die Außenbeziehungen des DITIB Bundesverbandes, Zekeriya Altug, spricht von 10.000 sozialen Diensten mit rund 150.000 Engagierten.
So setzen sie sich auch bei der Integration von Flüchtlingen ein, führte Altug aus. Auf diese Weise könnten die muslimischen Gemeinden für Flüchtlinge eine Brückenfunktion haben und sie schneller in die deutsche Gesellschaft integrieren. Darauf setzt auch der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager. Umgekehrt müssten sich auch die bisherigen Wohlfahrtsverbände stärker den Muslimen öffnen, so betonte Schwesig. In Kitas etwa geschehe dies schon. Die Islamkonferenz wird sich vorerst nicht weiter mit der Gründung eines solchen Verbands beschäftigen. Den Prozess will sie aber begleiten. Gefordert sind nun die muslimischen Verbände. Sie sollen darüber diskutieren, wie eine mögliche Struktur für einen solchen Wohlfahrtsverband aussehen könnte. Im kommenden Jahr steht dann bei der Islamkonferenz das Thema Seelsorge auf der Tagesordnung.
(KNA - plllk-89-00209)
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