Tück: Religionskonflikte machen "Nostra aetate" aktuell
KNA 26.10.2015
Wien (KNA) Auch angesichts aktueller Religionskonflikte weltweit sei die Konzilserkärung "Nostra aetate" ein großes kirchliches "Vermächtnis" und ein "bleibender Auftrag": Das sagte der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück im Interview der Presseagentur "Kathpress". Die Weltgebetstreffen in Assisi, die Papst Johannes Paul II. 1986 begann, seien eine Art "kreative Fortschreibung" jenes Dokuments, das vor 50 Jahren den friedlichen Dialog mit den nichtchristlichen Religionen anstieß.
Das prinzipielle Ziel des Dokuments sieht der Konzilsexperte auch heute noch gültig, nämlich "kreative Allianzen für den Frieden" in Anerkennung der Pluralität der verschiedenen Religionen zu suchen, so Tück. Dies gelte auch, obwohl das heute akute Phänomen eines militanten politischen Islams damals noch nicht im Fokus gewesen sei. Zugleich sei mehr als fraglich, ob man "pathologische Zerrformen von Religion, wie sie im gewaltbereiten Islamismus begegnen, durch Dialog und vertrauensbildende Maßnahmen therapieren kann". - "Nostra aetate" wurde am 28. Oktober 1965 kurz vor Ende des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) verabschiedet.
Auftrag bleibt das Dokument nach Worten Tücks auch mit Blick auf die Absage der katholischen Kirche an jede Form von Antisemitismus. Dieser sei, etwa in Mittel- und Osteuropa, noch keineswegs ausgemerzt. So habe etwa die katholische Kirche in Polen in dieser Hinsicht ihren Landsmann Papst Johannes Paul II. (1978-2005) "nur partiell rezipiert"; dieser habe den Dialog mit dem Judentum wie keiner seiner Vorgänger forciert. In den katholischen Ortskirchen in Mittel- und Osteuropa bestehe durchaus "die Gefahr, hinter 'Nostra aetate' zurückzufallen", so der Theologe. Das gelte aber genauso auch mit Blick auf die traditionalistische Piusbruderschaft.
(KNA - plkmq-89-00070)
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