Neudeck fordert Serbien zu Anerkennung von Genozid-Vorwurf auf
KNA 10.07.2015
Osnabrück (KNA) Serbien sollte nach Ansicht des Grünhelme-Vorsitzenden Rupert Neudeck das Massaker von Srebrenica vor 20 Jahren als Völkermord anerkennen. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) forderte Neudeck, die Europäische Union solle diese Anerkennung zur Vorausbedingung für die Beitrittsverhandlungen mit Serbien machen. Das Land müsse endlich seine Täterrolle akzeptieren und sich bei den Opfern entschuldigen. Ein rein formales Eingeständnis des furchtbaren Verbrechens reiche nicht aus.
Am 11. Juli 1995 ermordeten serbische Truppen mehr als 8.000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen. Neudeck sagte, die Aufarbeitung des Massakers habe noch gar nicht richtig begonnen. "Wir müssen uns klar machen, dass hier ein Völkermord an Muslimen stattgefunden hat", betonte der Vorsitzende des Friedenscorps Grünhelme. Aus westlicher Sicht seien die Christen meistens die Opfer eines muslimisch angeheizten Terrors bestimmter Verbrecherbanden. 1995 sei dagegen ein Krieg von einem sich ausdrücklich christlich gebenden Land ausgegangen. Orthodoxe Bischöfe hätten serbische Milizen gesegnet, die tausende Muslime in Bosnien vernichtet hätten.
Der Vorsitzende der Grünhelme warnte vor neuen Völkermorden. "Wir können nicht ausschließen, dass ein Massaker durch aufgepeitschten Hass gegen andere Nationen, Rassen und Religionen weiter geschieht", sagte Neudeck. "Deswegen sind alle Anstrengungen dagegen zu unternehmen." Als Beispiel für einen Konfliktherd verwies er auf den Bürgerkrieg in Burma, der Tausende Menschen nach Thailand und an die Küste von Malaysia getrieben habe. Auch im Jemen könne es zu einem "genozidalen Hass" einer Stammesgesellschaft kommen. Syrien stehe ebenfalls kurz vor einem Völkermord, weil die Regierung in Damaskus Fassbomben aus offenen Hubschraubern auf die Bewohner der Millionenstadt Aleppo werfen lasse.
Neudeck nannte es ein Dilemma, dass mehrere Angeklagte der Verbrechen von Srebrenica zwar vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag stehen, aber auch nach jahrelangen Verfahren noch nicht verurteilt worden sind. "Die Menschen, die Opfer sind, weil ihre Angehörigen ermordet wurden, fühlen sich durch diese langen Prozesse bestraft", sagte der Vorsitzende der Grünhelme. Die Grünhelme setzt sich als interreligiöse deutsche Hilfsorganisation für den Wiederaufbau in Kriegs- und Krisengebieten ein.
(KNA - pkrlk-89-00009)
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