Debatte um Kirchenvertreter in Islam-Kuratorium
KNA 04.08.2015
München (KNA) Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat Vorwürfe evangelikaler Christen zurückgewiesen, er werbe für den Islam. Der bay-erische Landesbischof und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, werden im Kuratorium des Münchner Forums für Islam (MFI) mitarbeiten. Das Forum plant die Errichtung eines Gemeindezentrums mit einer Moschee in der Landeshauptstadt.
Ebenso wie der EKD-Chef verteidigte auch Glück sein Engagement in dem Kuratorium. "Wir brau-chen dringend ein solches Forum, wo eine konstruktive Diskussion und - wenn nötig - geistige Auseinandersetzung möglich ist", sagte der ZdK-Präsident am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er habe die Aktivitäten des für das Forum verantwortlichen Penzberger Imams Benjamin Idriz über 20 Jahre beobachtet. Sie seien in ihrer "Grundausrichtung völlig auf dem Boden des Grundgesetzes". Gemeinde und Imam seien dialogfähig.
Bedford-Strohm betonte in einer auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme, indem sie ihren Rat im MFI-Kuratorium zur Verfügung stellten, wollten er und Glück jene Kräfte im Islam stärken, die sich gegen radikale Tendenzen stellten. "Als Christen werben wir für den christlichen Glauben und nicht für den Islam."
Der Vorsitzende der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den evangelischen Kirchen Deutschlands (KBG), Pfarrer Ulrich Rüß, hatte am Montag die Mitwirkung des Landesbischofs als "Zumutung und nicht hinnehmbar" bezeichnet. Er lasse sich als "Islamversteher" von Moslems instrumentalisieren. Rüß warf Bedford-Strohm vor, sich gegen das erste Gebot ("Du sollst keine anderen Götter neben mir haben") zu verstoßen. Das Bischofsamt sei "beschädigt und diskreditiert". Bedford-Strohm solle seine Mitwirkung im Kuratorium aufkündigen.
Bedford-Strohm wies die Kritik zurück: "Natürlich stehen wir leidenschaftlich für unseren christlichen Glauben." Aus diesem heraus müssten Christen die Liebe, die Jesus ausgestrahlt habe, auch gegenüber Gläubigen anderer Religionen leben. Das MFI solle ein Ort sein, an dem Muslime ihre religiöse Tradition im Sinne von Demokratie und Menschenrechten pflegen und weiterentwickeln könnten. "Gerade angesichts der riesengroßen Herausforderung, dass junge Muslime auch hier in Deutschland den Mörderbanden IS auf den Leim gehen und sich dieser menschenverachtenden Ideologie verschrieben, brauchen wir Orte wie das MFI", so der Ratsvorsitzende.
Zu dem Vorwurf, der Islam sei per se eine Religion der Gewalt, sagte Bedford-Strohm: "Man muss sich klar machen, was man da über die Millionen Muslime sagt, die hier in Deutschland friedlich mit uns leben." Dies helfe nicht dem friedlichen Miteinander der Religionen, das so dringend gebraucht werde.
Die Kosten für das Münchner Moscheeprojekt werden auf etwa 40 Millionen Euro geschätzt. Die Finanzierung ist noch unklar. Glück sagte, er würde es sehr bedauern, wenn das Projekt aus finanziellen Gründen scheitern würde. Neben dem evangelischen Landesbischof und dem ZdK-Präsidenten berief Idriz auch den örtlichen CSU-Stadtrat Marian Offman von der Israelitischen Kultusgemeinde sowie Großmufti Emeritus Mustafa Cerich, den Präsidenten des Bosniakischen Weltkongresses, in das Gremium.
(KNA - pksko-89-00098)
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