Rund 17.000 Teilnehmer bei Pegida-Demo - Debatte geht weiter
KNA 26.01.2015
Berlin/Dresden (KNA) Rund 17.000 Demonstranten haben sich laut Polizeiangaben am Sonntag an der 13. Pegida-Großkundgebung in Dresden beteiligt. Die Veranstalter hatten im Vorfeld angekündigt, auf den bislang üblichen Termin am Montag ausnahmsweise verzichten zu wollen. Am Montag findet in der Elbe-Stadt ein Konzert für Weltoffenheit statt, an dem sich unter anderen Stars wie Herbert Grönemeyer, Jan Josef Liefers, Silly und Sebastian Krumbiegel beteiligen wollen. Hinter dieser Veranstaltung steht der Verein "Dresden - place to be", in dem sich Künstler, Wissenschaftler, Unternehmer und Publizisten für Toleranz engagieren.
Die Diskussion über die islamkritische Pegida-Bewegung ging unterdessen auch am Wochenende weiter. Für Schlagzeilen sorgte dabei SPD-Chef Sigmar Gabriel, der als "Privatmann" am Freitagabend in Dresden an einer von der sächsischen Landeszentrale für politische Bildung organisierten Gesprächsrunde teilgenommen hatte, zu der auch Pegida-Vertreter eingeladen waren.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) übte wie manch andere Parteifreunde Kritik an dem Vorstoß Gabriels. "Ich rede mit Menschen, die enttäuscht sind, Sorgen haben und sich benachteiligt fühlen, so wie das viele andere Politiker auch tun. Aber ich habe keine Lust, mit den selbst ernannten Funktionären zu sprechen", sagte Steinmeier der "Bild am Sonntag".
Ähnlich äußerten sich Vertreter der Linken und der Grünen. Der Grünen-Außenpolitiker Omid Nouripour warf Gabriel in der "Welt" (Montag) "Anbiederung" bei Pegida vor. Die "private" Deklarierung des Besuches in Dresden nannte Nouripour "lächerlich". Dass Gabriel zwischen den Organisatoren und den Mitläufern von Pegida unterscheide, sei richtig. "Aber dann hätte er im Dialog auch klar machen müssen, dass es rassistisch ist, den Protest gegen alle möglichen gefühlten Missstände unter die Überschrift einer angeblichen Islamisierung zu stellen."
In der "Leipziger Volkszeitung" (Montag) wies Gabriel die Vorwürfe zurück. Er wolle nicht beurteilen, ob man mit Gesprächen wie denen in der Landeszentrale für politische Bildung Pegida wieder los werde. "Aber zuhören schadet auch nicht."
Der Berliner Historiker Heinrich August Winkler zog im "Tagesspiegel" (Sonntag) Parallelen zu der Situation vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. "Pegida vertritt eine Ideologie, die Deutschland schon einmal in die Katastrophe gestürzt hat", so Winkler. "Wir haben es mit einer Bewegung zu tun, die altdeutsche Vorbehalte gegen die westliche Demokratie in einer Weise konserviert, wie wir es bis zum Herbst 2014 nicht mehr für möglich gehalten haben."
Der Zentralrat der Juden in Deutschland verurteilte die Demonstrationen. "Ich erwarte von jedem, der dort mitläuft, dass er sich bewusst ist, welches Gedankengut dort transportiert wird, und wem er dort folgt", sagte der Präsident des Zentralrats Josef Schuster der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag).
(KNA - pklmp-89-00060)
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