Kirchen gratulieren Muslimen zum Ramadan
KNA 18.06.2015
Bonn (KNA) Zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan hat die katholische Kirche in Deutschland ihren Willen zum Dialog mit dem Islam bekräftigt. Es sei ein "Gebot der Stunde", den interreligiösen Dialog "weiterzuführen und zu intensivieren", erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag in Bonn. Er übermittelte den Muslimen zu Beginn des Ramadan am Donnerstag die Segenswünsche der deutschen Katholiken.
Die christlich-muslimischen Beziehungen hätten in den zurückliegenden Jahrzehnten "wichtige Akzente erfahren", fügte der Erzbischof von München und Freising hinzu. Gegenseitige Kritik, die "vom Willen zum besseren Verständnis" begleitet werde, sei dabei erlaubt und könne auch hilfreich sein. Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warb in einem Glückwunschschreiben für den interreligiösen Dialog. "Jede Gesellschaft lebt vom konstruktiven Miteinander der unterschiedlichen und religiös wie kulturell vielfältigen Gruppen und Menschen in ihrer Mitte." Ein gedeihliches Zusammenleben brauche Austausch und respektvolle Offenheit und keine Abschottung oder ängstliche Rückzüge auf das Eigene. "Das Miteinander der Christen und Muslime in diesem Land ist seit vielen Jahren auf einem guten Weg, auch wenn die Ereignisse im Nahen und Mittleren Osten, aber auch Entwicklungen innerhalb Deutschlands und Europas dieses Miteinander immer wieder auf die Probe stellen und Belastungen aussetzen", so der Ratsvorsitzende.
Die Sprecherin des Koordinationsrates der Muslime, Nurhan Soykan, erinnerte in Köln an das Leid und Elend vieler Menschen in den Kriegsgebieten des Nahen Ostens. "Lasst uns den diesjährigen Ramadan zum Anlass nehmen uns in Barmherzigkeit zu üben und uns der vielen Waisenkinder anzunehmen, die unbegleitet nach Deutschland kommen und Pflegefamilien suchen. Selbst wenn wir nicht selbst ein Kind aufnehmen können, können wir vielleicht anderen dabei helfen oder zumindest finanziell unterstützen."
Unterdessen lehnten die Kinder- und Jugendärzte in Deutschland das Ramadanfasten von Minderjährigen ab. "Dieses Gebot schädigt die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen", erklärte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Köln. Pubertierende gälten im Islam als mündig und müssten wie Erwachsene tagsüber auf Essen und Trinken verzichten, kritisierten die Ärzte. Kinder vor der Pubertät würden ermutigt, so viele Tage zu fasten, wie sie können.
Insbesondere der Verzicht auf Flüssigkeit belastet nach Ansicht der Ärzte die Minderjährigen, zumal der Ramadan in diesem Jahr in die Zeit der längsten und wärmsten Tage des Jahres falle und damit Essen und Trinken über 16 Stunden untersagt seien. "Kinder können noch weniger als Erwachsene ihren Flüssigkeitsbedarf in den Nachtstunden decken und dann für die langen Tage speichern", so der BVKJ.
Die Ärzte appellieren an die muslimischen Eltern, ihren Kindern auch tagsüber Wasser oder ungesüßte Tees anzubieten. Der Ramadan könne aber dazu genutzt werden, "um von Limo, Fruchtsaftgetränken, Eistee und Cola auf gesundes Wasser umzustellen".
(KNA – pkqls-89-00208)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.