Mehr als ein Dutzend Tote bei Selbstmordattentat in Nigeria
KNA 24.02.2015
Abuja (KNA) Bei einem neuerlichen Selbstmordanschlag im Nordosten Nigerias sind nach Angaben örtlicher Medien mindestens ein Dutzend Menschen getötet worden. Augenzeugen berichteten, eine Frau sei am Dienstag in einen voll besetzten Kleinbus in Potiskum im Bundesstaat Yobe gestiegen und habe einen Sprengsatz gezündet. Angaben aus den örtlichen Krankenhäusern zufolge wurden 13 Leichen überstellt. 30 weitere Personen sollen verletzt worden sein. Der Bus sei völlig zerstört worden; das Feuer habe auch auf umstehende Fahrzeuge übergegriffen.
In Potiskum hatte sich bereits am Sonntag ein junges Mädchen auf einem Markt in die Luft gesprengt und fünf Menschen mit in den Tod gerissen. 19 weitere Personen wurden Medienberichten zufolge verletzt.
Das Muster der neuen Anschläge lässt auf die Terrororganisation Boko Haram schließen, die Teile des Nordostens kontrolliert und mit Bombenanschlägen und Entführungen Angst und Schrecken unter der Bevölkerung verbreitet.
Wegen des Ausnahmezustands in mehreren Provinzen hatte Staatspräsident Goodluck Jonathan auch die eigentlich für Mitte Februar angesetzten landesweiten Wahlen auf Ende März verschieben lassen. Die Anliegerstaaten Tschad, Niger und Kamerun gehen nach eigenen Angaben derzeit gemeinsam mit der nigerianischen Armee militärisch gegen die Terrormiliz vor.
Die islamistische Gruppierung "Boko Haram" entstand 2002 im Norden Nigerias. Der Name stammt aus der Haussa-Sprache und heißt so viel wie: "Westliche Bildung ist Sünde". 2014 war das mit Abstand blutigste Jahr der Terrorgruppe; mehrere tausend Menschen kamen bei Anschlägen ums Leben. Unbestätigte Berichte sprechen von rund 5.000 Toten.
Gründer der Gruppe war Mohammed Yusuf. Er predigte anfangs öffentlich und kritisierte, dass schlechte und korrupte Muslime Nordnigeria regierten. Damit zog er jugendliche Anhänger an und sicherte sich auch Unterstützung aus der Politik. Später lehnte Yusuf jede Form eines westlichen Staates ab.
Im Juli 2009 eskalierte der Konflikt zwischen Boko Haram und der Polizei. Bei einem Einsatz wurden Hunderte Anhänger, darunter der Anführer, getötet. Die Folge war eine starke Radikalisierung der Gruppe. Es kam zu Überfällen auf Gefängnisse, Polizeistationen und Militäreinrichtungen. 2011 griff Boko Haram zum ersten Mal in Nigerias Hauptstadt Abuja an.
(KNA - pkmmo-89-00111)
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