Liberale Muslime: Wohlfahrtsverband breiter aufstellen
KNA 12.11.2015
Berlin (KNA) Kritik an der geplanten Ausrichtung eines islamischen Wohlfahrtsverbandes haben liberale Muslime geübt. Es sei ein falsches Signal, wenn ausgerechnet konservative muslimische Verbände wie Ditib oder der Zentralrat der Muslime dabei eine maßgebliche Rolle spielen sollten, erklär-ten sie in der Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstag).
Die Deutsche Islamkonferenz hatte am Dienstag in Berlin getagt. Ein Ergebnis war, dass sich muslimische Verbände zusammengeschlossen haben, um über die Struktur eines solchen Wohlfahrtverbandes zu diskutieren. Einig waren sich die Beteiligten, die soziale Arbeit in den Moscheegemeinden staatlich zu fördern. Diese sollen sich dann auch um die Integration von Flüchtlingen kümmern.
"Unser Innenminister begeht einen Jahrhundertfehler", sagte der israelisch-palästinensische Psycho-loge und Extremismusexperte Ahmad Mansour der Zeitung. "Zu glauben, dass so Integration in die deutsche Gesellschaft gefördert wird, ist amateurhaft." Es reiche nicht, Flüchtlingen den Weg zur Moschee zu zeigen. "Sie sollen lernen, wie Deutschland funktioniert, wo die besten Schulen am Ort sind, wie man eine Bewerbung schreibt, welche Chancen sie haben - und vor allem, welche Werte in dieser Gesellschaft gelten."
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte den Arbeitskreis der muslimischen Verbände als eine mögliche Keimzelle für die Gründung eines islamischen Wohlfahrtsverbands bezeichnet.
Auch der Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland, Ali Ertan Toprak, sagte der Zeitung, die islamischen Verbände sollten erst mal für die Integration ihrer eigenen Mitglieder sorgen, bevor sie die staatlich subventionierte Integrationsarbeit für die Flüchtlin-ge übertragen bekämen.
(KNA - plllm-89-00027)
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