Kirchenvertreter fordern ein Ende des Blutvergießens
KNA 18.03.2015
Von Karin Leukefeld (KNA)
Bonn/Damaskus (KNA) Zu Beginn des fünften Kriegsjahres in Syrien fordern die syrischen Christen erneut ein Ende der Kämpfe. In vielen Kirchen folgten am vergangenen Sonntag christliche Gemeinden dem Aufruf von Papst Franziskus, die politisch Verantwortlichen mit einem "Tag des Fastens und Betens für Frieden in Syrien" an das anhaltende Blutvergießen und ihre Verantwortung für den Frieden zu erinnern.
Aus "tiefstem Leid und Schmerz in Syrien" rufe er der ganzen Welt zu: "Es reicht! Es reicht! Es reicht mit dem Krieg in Syrien", so der melkitische Patriarch von Antiochien, Gregoire III. Er hoffe, dass Papst Franziskus eine neue Dialog- und Friedensinitiative auf den Weg bringen könne, betonte der 81-Jährige. Der Gottesdienst im Zeitoun-Viertel in der Altstadt von Damaskus fand in Anwesenheit des päpstlichen Nuntius, Erzbischof Mario Zenari, statt, der derzeit im Auftrag von Papst Franziskus Syrien besucht. Auch der Sekretär der vatikanischen Kongregation für die Orientalischen Kirchen, Erzbischof Cyril Vasil, sowie Vertreter der anderen christlichen Kirchen und Gemeinden in Syrien nahmen teil.
Schon zuvor hatte sich der melkitische Patriarch mit einem Schreiben an die Christen in aller Welt gewandt und mehr Einsatz für Frieden in Syrien gefordert. Zwar verließen derzeit viele Christen das Land, hieß es darin; doch es gebe auch gute Nachrichten von denen, die zum Wiederaufbau in ihre vom Krieg gezeichneten Dörfer zurückkehrten. Dankbar sei er für die Hilfe, die die Menschen unter anderem aus dem Ausland erhalten.
Das katholische Hilfswerk "Kirche in Not" hat zum Beginn des fünften Kriegsjahres 2,3 Millionen Euro für die Gemeinden in Aleppo, Homs und Damaskus angekündigt. Eigenen Angaben zufolge hat die Organisation seit Konfliktbeginn 2011 rund sechs Millionen Euro Hilfen zur Verfügung gestellt. In Aleppo und Homs bieten Gemeinden Suppenküchen für die Bevölkerung an. Dabei spielt keine Rolle, welcher Religion die Hilfsbedürftigen angehören.
In Qariatayn in der Provinz Homs hilft das Kloster Deir Mar Elian mittels Spendengeldern beim Wiederaufbau von zerstörten Häusern. Für Kinder werden Freizeiten organisiert, Kranken wird medizi-nisch geholfen. Überall und für alle Menschen in Syrien sei die Not nach vier Jahren Krieg groß, sagt Pater Jacques Mourad, der das Kloster Deir Mar Elian leitet.
Kritisch bewerten Kirchenvertreter die Ankündigung von US-Außenminister John Kerry, das Gespräch mit Syriens Staatspräsident Baschar al-Assad zu suchen. Verhandlungen hätten seit langem stattfinden müssen, sagte der syrisch-katholische Erzbischof von Hassake-Nisibi, Jacques Behnan Hindo, dem vatikanischen Pressedienst Fides. Syrien dürfe nicht weiter unter Druck gesetzt werden. Zudem müsse verhindert werden, dass "völkerrechtswidrige Militäroperationen über die Grenzen souveräner Staaten hinweg" gegen Syrien unterstützt würden.
Seit Anfang März bilden die USA sogenannte moderate Rebellen in der Türkei, Jordanien und Saudi-Arabien aus; sie sollen in den Kampf nach Syrien geschickt werden. Nach US-Angaben sollen in den kommenden drei Jahren etwa 15.000 solcher Kämpfer ausgebildet und gegen den IS eingesetzt werden. Die in Istanbul ansässige "Nationale Koalition für oppositionelle und revolutionäre Kräfte in Syrien" forderte unterdessen mehr Waffen für diese Kämpfer, damit sie gegen die syrische Armee kämpfen und Assad stürzen könnten. Einen "humanitären Waffenstillstand", wie ihn der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura für Aleppo fordert, lehnt sie ab.
Für die Christen in Syrien sei das keine Option, erklärte auch der katholische Bischof George Abou Khazen aus Aleppo. Der Konflikt könne "erst dann enden, wenn alle, die vom Ausland den Krieg anfachen", bereit für einen Frieden seien. Er bete für den Erhalt Syriens und um "Gottes Gnade für uns, für die Kirche hier, für alle unsere Freunde und Mitmenschen und auch für die, die Verbrechen im Namen Gottes begehen."
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