Schuster: Muslime müssen mehr gegen Antisemitismus tun
KNA 08.05.2015
Würzburg (KNA) Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat die muslimischen Verbände zu einem entschiedeneren Vorgehen gegen Antisemitismus aufgerufen. In Teilen der muslimischen Gemeinschaft gebe es seit Jahren einen tief sitzenden Judenhass, sagte Schuster am Freitag vor dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in Würzburg. Dies hätten etwa antisemitische Ausfälle bei Demonstrationen zum letzten Gaza-Krieg gezeigt. Es gelte jedoch, gerade unter den Religionen das Gemeinsame, nicht die Unterschiede zu betonen. "Auf das Importieren des Nahostkonflikts wollen, ja können wir verzichten."
Schuster erneuerte seinen Vorschlag, dass alle Schulklassen verpflichtend ein Konzentrationslager besuchen sollten. Denn alle Menschen in Deutschland, egal welcher Herkunft und Religion sie seien, teilten nicht nur die Zukunft, sondern auch die Vergangenheit des Landes. Es gehe nicht um Schuld, sondern um die Verantwortung sowie die "moralische Verpflichtung, dass es so etwas nicht mehr geben darf".
Er stelle sich gerade 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Frage, wie der Antisemitismus habe Auschwitz überleben können, sagte der Zentralrats-Präsident weiter. Es habe ihn sehr bedrückt, dass die Demonstration gegen Antisemitismus im vergangenen Sommer nicht von gesellschaftlichen Kräften, sondern vom Zentralrat organisiert werden musste. Er frage sich auch, warum die Menschen nach den Anschlägen in Kopenhagen oder Brüssel nicht ebenso auf die Straße gegangen seien wie nach denen auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo. "Diese Indifferenz, wenn es um Antisemitismus geht, besorgt mich."
Jüdische Menschen würden jedoch nicht aus Angst Deutschland verlassen. Ein Exodus aus ihrem Heimatland dürfe auch nie akzeptiert werden. "Jetzt erst recht bauen wir weiter an unserer jüdischen Zukunft in Deutschland", so Schuster. Man resigniere nicht. "Wir glauben daran, dass jüdisches Leben in Deutschland nicht nur Zukunft hat, sondern Teil der Zukunft ist.
(KNA - pkpks-89-00186)
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