Konferenz in Bari endet mit Appell an Muslime: Keine Gewalt
KNA 04.05.2015
Rom (KNA) Mit einem Appell an die sunnitischen Muslime, sich klar von jeder Gewalt zu distanzieren, ist am Donnerstag eine internationale Konferenz über die Zukunft der Ostchristen im süditalienischen Bari zu Ende gegangen. "Sie müssen wissen, dass ihr Ruf in der Welt sinkt", sagte der Gründer der geistlichen Gemeinschaft Sant'Egidio, Andrea Riccardi. Es bestehe die Angst, dass vom Islam vor allem Bedrohung und Zerstörung ausgingen. Die Vertreibung der Christen aus ganzen Regionen des Nahen Ostens sei vielleicht beispiellos in der Geschichte. Dabei seien die Christen niemals ein Problem für die Muslime gewesen, sondern hätten friedlich mit ihnen zusammengelebt.
"Eine Welt verschwindet gerade", so Riccardi mit Blick auf die Massenflucht der Christen. Die Menschen verließen Gebiete, in denen das Christentum seit 2.000 Jahren präsent gewesen sei. Immer wieder hätten die Christen im Nahen Osten die politische und kulturelle Entwicklung ihrer Länder befruchtet. Die jetzige Entwicklung bedrohe den Frieden im gesamten Mittelmeerraum. Riccardi hob hervor, die Lösung der Konflikte, unter denen die Christen und andere Minderheiten litten, hänge allerdings entscheidend vom Dialog zwischen den verfeindeten Sunniten und Schiiten ab.
Sant'Egidio war zusammen mit der Erzdiözese Bari-Bitonto die Ausrichterin der Konferenz, an der zahlreiche Experten und Kirchenvertreter aus dem Nahen Osten teilnahmen.
In einer Grußbotschaft forderte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. ein konzertiertes Vorgehen der Staatengemeinschaft zum Schutz der Christen. Beispielhaft nannte er den entsprechenden französischen Vorschlag einer "Aktions-Charta" vor dem Weltsicherheitsrat. Die Christen stünden für den einst lebendigen Pluralismus in der Region, der nicht verschwinden dürfe. Die islamischen Fundamentalisten sähen gerade darin ihr Feindbild.
Christen aller Konfessionen sind aus Sicht des Patriarchen durch eine "Ökumene des Blutes" miteinander verbunden. Das Ehrenoberhaupt der Orthodoxen nahm damit eine Formulierung von Papst Franziskus auf und erinnerte an sein Treffen mit ihm im vergangenen November in Istanbul. Er hoffe, so Bartholomaios I., dass diese neue Leidensgemeinschaft der Konfessionen auch zu konkreten Fortschritten bei der Suche nach kirchlicher Einheit führe. Er wandte sich zugleich dagegen, die Ost-christen nur als schwache Opfer zu sehen. Sie gingen auf die Ursprünge des Christentums zurück und verfügten auch über eine "enorme Standfestigkeit".
(KNA - pkonk-89-00187)
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