Islam-Experte warnt vor Unterwanderung durch radikale Islamisten
KNA 25.06.2015
Von Kerstin Bücker (KNA)
Brüssel (KNA) Amer Albayati sitzt auf dem Podium im EU-Parlament und schaut den Zuhörern direkt in die Augen. "Ich habe Angst", sagt er. Ohne Bodyguard, ohne schusssichere Weste traut er sich nicht mehr auf die Straße seiner Wahlheimat, mitten in Europa, in Wien. Amer Albayati, im Irak geboren, österreichischer Staatsbürger und Präsident der Initiative liberaler Muslime Österreich (ILMÖ), erhält regelmäßig Morddrohungen, seit sieben Monaten steht er unter Polizeischutz.
EU-Parlamentsmitglied Franz Obermayr von der Freiheitlichen Partei Österreichs hatte Albayati nach Brüssel eingeladen, um über das Thema "Die Unterwanderung europäischer Institutionen durch radikale Islamisten - Methoden und Strategien" zu sprechen. Denn auch nach Meinung von Obermayr werden die europäischen Staaten und im Speziellen die EU immer stärker systematisch von radikal-islamistischen Gruppen infiltriert und missbraucht.
Dies geschehe verdeckt, oft über unverdächtige Organisationen, bei dem Erhalt von Fördergeldern für die Integration, jedoch oft sehr erfolgreich ohne aufwendige Tarnung, so der EU-Parlamentarier. "Dadurch werden nicht nur demokratische Institutionen unterwandert, sondern auch liberale und säkulare muslimische Gruppen, die transparent und mit großem Einsatz als wichtige Interessens- und Glaubensvertretungen fungieren, diskreditiert", so Obermayr.
Amer Albayati ist nach Brüssel gekommen, um die Politiker und Bürger aufzurütteln, wie er sagt. "Ich warne die Europäische Union: Brüssel ist eine Zentrale der Muslimbruderschaft und eine Zentrale terroristischer Organisationen in Europa". Ein erster wichtiger Schritt zum Schutz sei es deshalb, die Muslimbruderschaft offiziell zu verbieten.
Seit Beginn der Konflikte in Syrien und dem Nahen Osten steige auch in Europa täglich die Zahl der Islamisten und Dschihadisten an, so der Islam-Experte. Allein in Deutschland und Österreich gebe es mehrere tausend Anhänger, die Dunkelziffer sei groß. "Und zusätzlich lässt die Türkei zu, dass Terroristen innerhalb einer nicht kontrollierbaren Flüchtlingsschwemme nach Europa gelangen können." Die radikalisierten Männer und Frauen würden für die Diskriminierung der Frau und für den Kampf in Kriegsgebieten werben. "Es ist Zeit, sich davon zu distanzieren, ansonsten wird es immer gefährlicher.
Das größte Problem und nicht kontrollierbar seien die "Urlaubsdschihadisten", wie sie Albayati nennt. "Sie fahren in den Ferien in Ausbildungscamps, oft ohne das Wissen ihrer Eltern und wenn sie zurückkommen, sind sie radikalisiert und wissen, wie man Bomben baut." Vor allem junge Menschen könnten mit religiösen Heilsversprechungen für den radikalen Islam gewonnen werden.
Nach den Anschlägen in Kopenhagen und Paris sei deutlich geworden, dass der Terrorismus auch in Europa angekommen sei. Hunderte der Muslimbruderschaft nahestehende Moscheen und Kulturvereine seien an türkische Vereine gekoppelt und überziehen ganz Europa. "Im Religionsunterricht etwa werden dann die Ziele des politischen Islam gelehrt. Finanziert wurde und wird dies von den Steuerzahlern", so Albayati.
Die Politiker müssten deshalb dringend die islamistischen Organisationen untersuchen und eine Deklarierungspflicht einführen. Moscheen seien schon längst unterwandert, aber keiner wolle es wahrhaben. "Es gibt keine Loyalität, weil sie an die Scharia glauben. Die EU muss endlich Programme zur Bekämpfung dieses Gedankengutes voranbringen", so Albayati.
Gleichwohl wies Albayati darauf hin, nicht alle Muslime in einen Topf zu werfen und klar zwischen dem Islam und seiner radikalen Zerrform zu unterscheiden. Die ILMÖ wolle nicht den Koran ändern, aber: "Die Auslegung des Korans in Europa muss angepasst werden an die europäischen Werte, wir brauchen eine Auslegung mit europäischer Prägung." Die EU und jeder einzelne Staat müsse deshalb darauf achten, für welche Organisation sie Geld vergeben. Entschlossen und mit ernstem Blick zu den Zuschauern sagt Albayati am Ende der Veranstaltung: "Ich werde bis zum letzten Atemzug für die europäischen Werte kämpfen."
(KNA - pkqmp-89-00053)
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