Menschenrechtlerin: Ägypten ist kein Militärregime
KNA 16.03.2015
Würzburg (KNA) Die ägyptische Menschenrechtsaktivistin Dina Raouf Khalil sieht ihr Land unter der Regierung von Präsident Abdel Fattah al-Sisi auf einem guten Weg. "Es ist kein Militärregime", betonte die Direktorin einer katholischen Nichtregierungsorganisation für Bildung und Entwicklung am Samstag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Würzburg. Khalil ist Gast auf dem Kongress "Treffpunkt Weltkirche" des internationalen katholischen Hilfswerks "Kirche in Not", der bis Sonntag geht.
Die Aktivistin verwies darauf, dass die Regierung viele junge Menschen in die Verantwortung geholt habe. Außerdem wolle der Präsident Angriffe auf die Menschenwürde durch den Sicherheitsapparat abstellen. Vor allem aber seien soziale Verbesserungen für ärmere Bevölkerungssichten auf den Weg gebracht worden. Es brauche aber noch viel Zeit, so Khalil.
Nach dem Sturz der islamistischen Muslimbruderschaft gebe es in Ägypten jedoch immer noch viele kleine terroristische Attacken, damit sich Menschen nicht sicher fühlten und Ausländer abgeschreckt würden, erklärte die Menschenrechtlerin. "Sie versuchen, ein Gefühl der Instabilität im Land zu schaffen." Unter Präsident Mohammed Mursi von der Muslimbruderschaft sei der Versuch unternommen worden, dem Land die eigene Ideologie aufzudrücken, die Kultur und den Lebenswandel zu ändern. "Die Menschen haben gemerkt, dass das Land schnell so wird wie der Irak oder Syrien." Deshalb habe sich das Volk gegen Mursi gewandt, so Khalil.
Auch früher schon habe der Staat unter Präsident Husni Mubarak (1981-2011) mit Salafisten verhandelt, betonte die Aktivistin. Dies sei immer zulasten der Christen gegangen. Es gebe eine lange Tradition in Ägypten, gerade die Ärmsten im Namen der Religion zu manipulieren. Dies wandele sich langsam, auch wenn es immer noch Orte gebe, in denen Salafisten das Sagen hätten. Viele Menschen glaubten ihnen jedoch nicht mehr, dass sie Männer Gottes seien.
Deshalb verbessere sich auch die Lage der Kopten im Land zunehmend, so Khalil weiter. Sie stelle eine zunehmende Solidarität mit den Christen fest. Ihre Präsenz hätte den Frieden im Land bewahrt, vor allem, als im Jahr 2013 Kirchen attackiert worden seien. Die friedliche Reaktion der Christen habe die Ägypter beeindruckt. Dies gelte vor allem deshalb, da Islamisten immer erzählt hätten, in den Kirchen seien Waffen gelagert. Auch das Enthauptungs-Video von 21 Kopten durch die Miliz "Islamischer Staat" (IS) habe die Menschen in ihrem Land schockiert.
Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: kna-bild.de/paket/150314-89-00018
(KNA - pknlo-89-00022)
Auf unserer Hauptseite finden Sie weitere Informationen zu den Themen interreligiöser Dialog und christlich islamischer Dialog.