Islamischer Religionsunterricht in NRW künftig auch in Oberstufe
KNA 14.09.2015
Düsseldorf (KNA) Künftig sollen auch Oberstufenschüler in Nordrhein-Westfalen islamischen Religionsunterricht erhalten. Dazu werde derzeit vom Beirat für den islamischen Religionsunterricht (IRU) ein Lehrplan erarbeitet, kündigte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Samstag in Düsseldorf an.
Von den 2,5 Millionen Schülern in NRW sind laut Löhrmann 350.000 muslimischen Glaubens. Derzeit erhielten 13.700 Schüler islamischen Bekenntnisunterricht. 2012/2013 war das Fach an 33 Grundschulen gestartet worden. Im laufenden Schuljahr steht es an 99 Grundschulen und 77 weiterführenden Schulen auf dem Stundenplan. Dies seien "vergleichsweise kleine Zahlen", räumte die Ministerin auf einer Tagung des Zentralrats der Marokkaner ein. Aber es gehe Schritt für Schritt nach vorne.
Laut Löhrmann haben landesweit 215 Lehrkräfte die Befähigung für islamische Religionslehre. Allerdings könne ein Teil dieser Lehrer wegen anderer dringender Unterrichtsverpflichtungen gegenwärtig in diesem Fach nicht eingesetzt werden. Es werde zurzeit von 123 Lehrern erteilt.
NRW sei derzeit mit der Entwicklung des islamischen Bekenntnisunterrichts auf Deutsch am weitesten unter allen Bundesländern, sagte die Ministerin. Der nordrhein-westfälische Weg mit einem Beiratsmodell sei breit akzeptiert und werde von allen fünf Landtagsfraktionen getragen. Derzeit werde juristisch geprüft, ob den islamischen Verbänden der Status einer Religionsgemeinschaft zuerkannt werden könne. Die gelte auch für den Zentralrat der Marokkaner, der in NRW etwa 100.000 Menschen vertrete, von denen 13.500 schulpflichtig seien.
Der Religionsunterricht sei mehr als eine bloße Ergänzung des Fächerkanons oder ein Zugeständnis an gesellschaftliche Erwartungen, betonte Löhrmann. Hierbei gehe es um die Ausübung eines Grundrechts. "Entweder gibt es Religionsunterricht für alle oder für niemanden." In NRW werde das Fach inzwischen für sieben Bekenntnisse erteilt: katholisch, evangelisch, orthodox, syrisch-orthodox, jüdisch und islamisch. Zudem laufe ein Modellversuch für alevitische Schüler. Umfragen zufolge bezeichneten sich über 90 Prozent der Muslime als gläubig oder sehr gläubig, so Löhrmann. Überdurchschnittlich viele von ihnen besuchten Gottesdienste. Jede Religion, die die Werte der Verfassung achte, könne hierzulande ausgeübt werden. Der Islam gewinne mit dem muslimischen Religionsunterricht und der islamischen Theologie an den Hochschulen "eine deutsche Terminologie", so Löhrmann.
(KNA - pktln-89-00001)
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