Berliner Schau zeigt Zusammenleben der Religionen in Ägypten
KNA 24.03.2015
Von Inge Pett (KNA)
Berlin (KNA) "Ein Gott" steht auf einem leuchtend blauen Banner am Bode-Museum. Es ist der Vorbote einer neuen Ausstellung auf der Berliner Museumsinsel, die ab 2. April dem Publikum offen steht. Unter dem Titel "Ein Gott - Abrahams Erben am Nil" gibt sie Einblicke in die Geschichte der Juden, Christen und Muslime in Ägypten von der Antike bis zum Mittelalter.
Im Bode-Museum ist der Aufbau der Schau in vollem Gange. Einen ersten Eindruck präsentierten am Dienstag die Direktorin des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, Friederike Seyfried, und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger. Ein Ornamentband auf türkisfarbigem Untergrund verbindet bereits die Symbole der drei abrahamitischen Religionen und zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Auch erste Exponate befinden sich schon in den Vitrinen, unter anderem in dem Teil der Schau, in dem der Alltag der drei großen monotheistischen Religionen präsentiert wird.
Von der Wiege bis zur Bahre werden hier vor allem die Gemeinsamkeiten offensichtlich, wie Seyfried bekräftigt. So lässt sich eine mit Fisch und Hase dekorierte Keramik nicht ohne weiteres einer der drei Religionen zuordnen - diese Symbole waren in allen gängig. Auch trugen Jüdinnen, Christinnen und Musliminnen nahezu identische Schmuckstücke, erklärt die Direktorin des Ägyptischen Museums. Nur wer genauer hinschaut, entdeckt vielleicht ein winziges Kreuz oder einen jüdischen Leuchter.
Die Ausstellung kann aber auch Öllämpchen und Brotstempel mit religiösen Symbolen vorweisen, die für jede Religion besonders sind. So freut sich Seyfried über einen Brotstempel mit einer Menora, dem siebenarmigen jüdischen Leuchter. Ein besonderer Glücksfall, wie die Wissenschaftlerin meint.
Ebenfalls als Leihgabe in Berlin erwartet wird der Brief eines jüdischen Kaufmanns an seinen Freund. In diesem berichtet der Jude von einem Geschenk, das er einem muslimischen Geschäfts-partner machen möchte.
Eine hebräische Übersetzung des Korans und ein koptisches Alphabet mit gegenüber gestellten hebräischen Schriftzeichen zeugen von einem intensiven intellektuellen Austausch. Es gab offensichtlich ein friedliches Miteinander. "Es wird eine Ausstellung der Fragen sein", kündigt Seyfried an.
"Wer gegen wen und warum?", heißt es etwa in einer Sektion. Sie zeigt, dass es bereits seit der Antike immer wieder auch Feindschaften zwischen den Glaubensgemeinschaften gab. Die Pariser "Charlie Hebdo"-Anschläge sowie das Attentat auf das Museum in Tunis bescherten der bereits seit Jahren geplanten Ausstellung eine traurige Relevanz. "Diese Art von Aktualität haben wir uns nicht gewünscht", betonen Seyfried und Parzinger einhellig. Von einem friedlichen Miteinander könne man derzeit nur träumen.
"Aber manchmal werden Träume doch wahr", fügt der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hinzu. Zum Beispiel im Fall einer Moschee und einer benachbarten koptischen Kirche, wie ein eigens für die Ausstellung gedrehter Film dokumentiert. Als Salafisten während des "Arabischen Frühlings" die Kirche stürmen wollten, halfen Muslime, den Überfall abzuwenden. Als die Salafisten sich dafür rächen wollten, stellten sich die koptischen Christen ihnen in den Weg.
Hinweis: Fotos finden Sie in der KNA-Bild-Datenbank auf www.kna-bild.de oder direkt mit folgendem Link: kna-bild.de/paket/150324-89-00057
(KNA - pknmo-89-00132)
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