Psychologe Mansour für mehr Vorbeugung gegen Extremisten
KNA 23.11.2015
Mainz (KNA) Der Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour fordert, erheblich mehr zu tun, um an Schulen und in Jugendeinrichtungen dem islamischen Extremismus vorzubeugen. "Wir müssen Jugendliche früher erreichen, bevor sie sich radikalen Tendenzen zuwenden", betonte Mansour am Montag im ZDF-Morgenmagazin. An Schulen müsse man eine Art Frühwarnsystem schaffen, um rechtzeitig zu spüren, "wenn sich junge Leute von den Werten unserer Gesellschaft entfernen".
Gerade Salafisten seien sehr leidenschaftlich dabei zu missionieren, warnte der Experte. Und das geschehe weniger in den Moscheen, sondern vor allem vor und in Schulen, Jugendeinrichtungen und Justizvollzugsanstalten. Gerade in den Schulen aber könne man sehr viel vermitteln, betonte Mansour. Doch viele Lehrer seien hier überfordert und erreichten die Jugendlichen emotional nicht. Aktuelle Fragen würden viel zu selten aufgegriffen - und wenn, dann oft zu oberflächlich.
Mansour, der unter anderem bei der Berliner Beratungsstelle gegen Radikalisierung "Hayat" arbeitet, ist Palästinenser, stammt aus Israel und wäre in seiner Jugend nach eigenen Angaben beinahe radikaler Islamist geworden. Heute ist er einer der profiliertesten Islamismus-Experten. Er lebt seit rund zehn Jahren in Deutschland. Unlängst erschien sein Buch "Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiöse Extremisten umdenken müssen".
(KNA - pllmn-89-00011)
Psychologe Ahmad Mansour sieht religiöse Extreme im Aufwind
Frankfurt (KNA) Religiöse Extreme befinden sich nach Ansicht des Psychologen und Buchautors Ahmad Mansour weltweit im Aufwind. Als Grund führte Mansour in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" den globalen Wandel von Staaten und Gesellschaften an, der viele Unsicherheiten berge. Das setze vor allem Jugendliche unter Druck. Die meisten kämen damit klar. Aber es gebe eine kleine Gruppe, "die total überfordert ist", so Mansour, der unter anderem bei der Berliner Beratungsstelle gegen Radikalisierung "Hayat" arbeitet.
Der Experte nannte zwei Wege, die Heranwachsende in die Fänge von Islamisten führten. Viele Sympathisanten wüchsen in streng religiösen und autoritären Familienstrukturen auf. "Im Mittelpunkt steht dort ein patriarchalischer Vater und Gott, Sexualität wird tabuisiert, und der Glaube basiert auf strikter Buchstabentreue." Das alles schaffe Anknüpfungspunkte für islamistische Werber.
Der zweite Weg komme aus der entgegengesetzten Richtung. Auf ihm bewegten sich Jugendliche, die bislang wenig mit dem Islam zu tun gehabt hätten, aber in der Gesellschaft mental nicht angekommen seien und unter diesem Zustand litten. Die islamistische Ideologie vermittle ihnen "zum ersten Mal im Leben das Gefühl, dass sie einer Elite angehören, von Gott geliebt werden, angekommen sind".
Das radikale Milieu verspreche zudem einen raschen Aufstieg, so Mansour weiter. "Wenn ein deutscher Junge, der nicht einmal sechs Monate lang Muslim ist, in einer meiner Veranstaltungen auf-steht und mir, der islamisch sozialisiert ist, lautstark vorwirft, ich wäre kein Muslim und solle aufhören, den Islam zu bekämpfen, dann ist das für diesen jungen Mann sehr viel Macht."
Um den Einfluss der Islamisten auf gefährdete Jugendliche zurückzudrängen, bedarf es nach Ein-schätzung Mansours massiver Investitionen in die Jugendsozialarbeit. Dabei müssten die hierzulande etablierten Regeln des Zusammenlebens offensiv verteidigt werden. Die Behauptung der Islamisten, der Westen habe keine Werte, offenbare ein "total verzerrtes Weltbild", so Mansour.
"Die Menschen hier haben sehr wohl Werte. Nicht nur das, sie leben auch nach Regeln. Sie haben allerdings auch Freiheiten. Solange sie andere damit nicht beeinträchtigen, leben die Menschen, wie sie wollen. Ob ein Mädchen mit 18 Jahren entscheidet, Sex zu haben oder Jungfrau zu bleiben, ist ihre Sache", betonte der Psychologe, der eine intensive Auseinandersetzung muslimischer Verbände mit dem Thema Islamismus und Gewalt forderte. Es gebe Islamverständnisse, die sehr wohl etwas mit Islamismus zu tun hätten und in Deutschland verbreitet seien. "Ich mache mich nicht beliebt, wenn ich das sage, aber wir müssen uns auch innerislamisch die Frage stellen: Wie konnte dieses Ungeheuer unter uns entstehen?"
Mansour ist Palästinenser, stammt aus Israel und wäre in seiner Jugend laut eigenen Angaben bei-nahe radikaler Islamist geworden. Heute ist er einer der profiliertesten Islamismus-Experten. Er lebt seit rund zehn Jahren in Deutschland. Unlängst erschien sein Buch "Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiöse Extremisten umdenken müssen".
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