Libanesischer Politiker warnt vor Aufhetzung im Nahen Osten
KNA 15.06.2015
Beirut (KNA) Walid Dschumblatt, der Führer der libanesischen "Progressiven Sozialistischen Partei" und einflussreicher Vertreter der Religionsgemeinschaft der Drusen, hat vor einer religiösen Aufhetzung im Libanon und in Syrien gewarnt. Jede Form der Aufwiegelung gefährde die Drusengemeinschaft, sagte der Politiker laut Medienberichten (Samstag) am Freitag im Anschluss an eine Dringlichkeitssitzung des spirituellen Drusenrats in Beirut. Hintergrund ist der jüngste Angriff auf die religiöse Minderheit durch die der Al Kaida nahestehende Terrorgruppe Al Nusra. Dabei starben am vergangenen Mittwoch in einem Dorf im Nordwesten Syriens mindestens 20 Drusen.
Dschumblatt rief zu Ruhe und Versöhnung mit der sunnitischen Mehrheit in Syrien auf. Gleichzeitig verurteilte er die Gewalt, die das syrische Regime tagtäglich gegen das Volk ausübe. Das Massaker im Drusendorf Qalb Lozeh in der Provinz Idlib bezeichnete er als "isolierten Akt". Dabei seien 20 bis 30 Menschen getötet worden. Die Bomben des syrischen Regimes hingegen töteten täglich zwischen 150 und 200 Menschen, so Dschumblatt laut Berichten. Der geistliche Führer der Drusen im Libanon, Scheich Naim Hasan, verurteilte das Massaker in Qalb Lozeh und rief zur Einheit des syrischen Volkes auf. Ein Religionsstreit würde einzig Israel zugutekommen.
Die Drusen sind eine aus dem ismailitischen Islam hervorgegangene Glaubensrichtung. Wichtige Quellen ihrer religiösen Lehre sind neben der ismailitischen und schiitischen Tradition etwa der Neuplatonismus und mystisch-esoterische Elemente. Zu ihren Gründergestalten gehört der persische Prediger Muhammad ad-Darazi (11. Jahrhundert). Von ihm leitet sich der Name Drusen ab. Der Großteil der weltweit etwa eine Million Drusen lebt in Syrien, im Libanon sowie in Israel. Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im März 2011 ist die Drusengemeinschaft gespalten in Gegner und Unterstützer der syrischen Opposition.
(KNA - pkqln-89-00008)
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