Libanesischer Theologe: Nahost-Konflikt ist politisch begründet
KNA 29.05.20015
Münster (KNA) Für den libanesischen Theologen Fadi Daou gründen die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten nicht in einer Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen. "Das ist kein religiöser Konflikt und erst recht kein Kampf der Kulturen", sagte der Priester und Präsident der christlich-muslimischen Adyan-Stiftung am Freitag in Münster. "In der Hauptsache ist das ein innerislamisches politisches Ringen um die Vorherrschaft zwischen dem Iran und Saudi-Arabien mit ihren jeweiligen Alliierten." Christen seien aber von den Folgen betroffen, etwa indem 140.000 von ihnen aus dem Nordirak vertrieben worden seien.
Laut Daou sucht sein Institut einen Weg jenseits von religiösem Fanatismus und autoritärem Regime. "Wir müssen die Vertreter verschiedener Religionen zusammen und ins Gespräch bringen", sagte der Maronit. So habe er vorige Woche ein Treffen mit 30 Religionsführern in Beirut veranstaltet. Zudem setze seine Stiftung auf Bildung und Erziehungsprogramme, um die kommenden Generationen an Frieden, Menschenrechte, politische Partizipation und eine Zivilgesellschaft heranzuführen.
Daou forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) mit Gewalt zu stoppen. Dies reiche aber letztlich nicht aus, um das Problem an den Wurzeln anzupacken. "Der 'Islamische Staat' gibt den Muslimen eine Basis, um Wut herauszulassen - gegen Israel, den Westen, den Kolonialismus, die Unterstützung von autoritären Regimen und gegen die Armut", betonte der Experte. Die Gewaltexzesse seien Folge eines Minderwertigkeitsgefühls.
Derzeit arbeite seine Stiftung an einer Studie über den IS und einer Strategie gegen den Terrorismus, so Daou. Zudem versuche er, auf die Europäische Union und die internationalen Institutionen einzuwirken, einen neutralen Korridor und eine Flugverbotszone in Syrien zu schaffen. Zumindest ein Teil der momentan eineinhalb Millionen Flüchtlinge im Libanon seien dort sicher unterzubringen.
Daou war Gast bei einem Treffen der in Deutschland und Österreich studierenden Stipendiaten aus Afrika und Asien des Missionswissenschaftlichen Institutes Missio (MWI) in Aachen.
(KNA - pkpmt-89-00113)
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