Papst und Kirchen verurteilen Anschläge - Messe in Notre-Dame
KNA 16.11.2015
Paris/Vatikanstadt (KNA) Papst Franziskus und Vertreter von Kirchen und Religionen haben die Ter-rorattentate von Paris scharf verurteilt. Er verdamme mit Nachdruck jene Gewalt, die keine Probleme lösen könne, hieß es am Samstag in einem Telegramm an den Pariser Kardinal Andre Vingt-Trois. Er bat alle Menschen um Solidarität mit den Franzosen und Gedanken des Friedens.
In der Pariser Kathedrale Notre-Dame fand am Samstagabend um 18.30 Uhr ein Trauergottesdienst statt. Vor mehreren religiösen Stätten der Hauptstadt zog Militär auf. Die Spitzen der beiden großen Kirchen in Deutschland reagierten ebenfalls bestürzt auf die Nachrichten aus Paris.
Mordanschläge wie die von Paris können nach Worten von Papst Franziskus nicht mit religiösen Empfindungen gerechtfertigt werden. "Religiös bedeutet menschlich. Dies ist nicht menschlich", sag-te er am Samstag in einem Telefoninterview mit dem italienischen Sender TV 2000. Er begreife nicht, wie menschliche Wesen solche Taten verüben könnten. Die Pariser Anschlagsserie der Terrorgrup-pe Islamischer Staat (IS) bezeichnete er als Teil eines Dritten Weltkriegs.
Frankreichs Staatspräsident Francois Hollande rief am Samstag eine dreitägige Staatstrauer aus. Dem schließt sich auch die katholische Kirche des Landes an. Die Bischöfe riefen die Katholiken zum Gebet auf. In vielen Gemeinden des Landes sind Gottesdienste anberaumt; Glocken sollen im Gedenken an die Opfer läuten. Der Pariser Kardinal Vingt-Trois forderte die Franzosen auf, trotz der Gewalt nicht zu hassen, sondern gnädig zu bleiben.
Der französische Islamrat (CFCM) verurteilte "mit Nachdruck" die "verhassten und verächtlichen An-griffe". Angesichts der besondere Schwere der Tat seien Einheit und Solidarität wichtig. Der Rat rief die Muslime in Frankreich zum Gebet "in Frieden und Würde" auf.
Die beiden großen Kirchen in Deutschland verurteilten die Attentate als "Anschlag auf alle Menschen und auf Europa". "Als Christen und über Religionen und Weltanschauungen hinweg werden wir trotz des Terrors zusammenstehen", erklärten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, am Samstag in Bonn und Hannover. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sprach im "domradio" ein "Vaterunser" für die Opfer. Das Erzbistum Berlin lud zu Gebet und stillem Gedenken in die Hedwigskathedrale als "Ort für Trauer, aber auch Hoffnung und Trost" ein.
Die Spitzen vieler europäischer Bischofskonferenzen drückten ihr Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen aus und verurteilten die unmenschlichen Taten des IS. Beileidsbekundungen, aber auch Solidaritätsadressen an die Sicherheitskräfte, Helfer und die muslimische Gemeinschaft Frank-reichs kamen unter anderem aus Großbritannien und Irland. Der Wiener Kardinal Christoph Schön-born sprach von einer Bewährungsprobe der europäischen Wertegemeinschaft, die richtigen Antworten auf das "abgrundtief Böse" zu finden, das sich in den Anschlägen manifestiert.
Der österreichische "Europa-Bischof" Ägidius Zsifkovics erklärte, Europa dürfe nicht zulassen, "dass das Gift des Terrorismus, des Extremismus und der Gewalt an unserer Zivilisation Wirkung zeigt". Dazu gehöre auch, weiter den "tragenden Werten und Grundsätzen eines christlich-jüdisch-antiken Humanismus treu" zu bleiben und nicht "in die Schockstarre innerer und äußerer Abschottung und in Festungsmentalität zu verfallen". Angst sei der schlechteste aller Ratgeber und genau das, was Ter-roristen zu allen Zeiten bezwecken.
Unterdessen könnten die Terroranschläge von Paris auch Auswirkungen auf die bevorstehende Afrika-Reise von Papst Franziskus haben. Er will nach bisherigem Stand vom 25. bis 30. November nach Kenia, Uganda und in die Zentralafrikanische Republik reisen. Zuletzt hatte Frankreich starke Bedenken gegen den Papstbesuch in der Zentralafrikanischen Republik geäußert. Seine dort stationierten Truppen könnten nicht für die Sicherheit des Kirchenoberhaupts garantieren, hieß es aus Paris.
(KNA - plllo-89-00034)
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