Regierung prüft Teilnahme an armenischem Völkermord-Gedenken
KNA 21.01.2015
Berlin (KNA) Die Bundesregierung prüft eine mögliche Teilnahme am 100-Jahr-Gedenken an den Beginn des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich. Vertreter des Zentralrats der Armenier in Deutschland, der Deutsch-Armenischen Gesellschaft, der Diözese der Armenischen Kirche in Deutschland sowie der armenischen Regierung hätten die Bundesregierung über geplante Veranstaltungen im Gedenkjahr 2015 informiert und den Wunsch nach einer Teilnahme der Bundesregierung geäußert, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion, wie der Bun-destag am Mittwoch mitteilte. Man plane derzeit jedoch keine eigene Gedenkveranstaltung.
Weiter heißt es, die Bundesregierung begrüße alle Initiativen, "die der weiteren Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse von 1915/1916 dienen". Diese Aufarbeitung sei jedoch in erster Linie Sache der beiden betroffenen Länder Türkei und Armenien. "Vor diesem Hintergrund zollt die Bundesregierung sowohl der türkischen als auch der armenischen Seite Respekt für die mutigen Schritte, die sie bereits zur Normalisierung ihrer bilateralen Beziehungen unternommen haben". Man ermutige beide Seiten, den laufenden Annäherungsprozess, auch durch die Bildung einer Historikerkommission, beharrlich fortzusetzen.
Am 24. April 1915 hatten Einheiten der osmanischen Geheimpolizei in den frühen Morgenstunden in Konstantinopel Hunderte Repräsentanten des armenischen Volkes - Senatoren, andere Politiker, Journalisten, Industrielle, Wissenschaftler, Künstler, Geistliche - verhaftet. Vom Bahnhof Haydarpascha im asiatischen Stadtteil Skutari aus wurden die Verhafteten nach Anatolien deportiert, wo die meisten den Tod fanden.
Unterschiedlich sind die Schätzungen über die Zahl der Opfer: Zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Armenier wurden ermordet; die großen Unterschiede bei den Zahlen hängen auch mit den ungenauen Bevölkerungsstatistiken des Osmanischen Reiches zusammen.
(KNA - pklml-89-00110)
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